Sonntag, 5.8.2008 Von Savuti nach Mogotlho
Dieter ist schon um sechs Uhr zu seiner Morgensafari aufgebrochen, ich schlafe bis viertel nach sieben, mache dann zwei Stunden Yoga auf der Terrasse und genieße den Morgen ohne Programm. Ich merke, dass mir unsere gestrige Wahnsinnstour noch in den Knochen sitzt, und mir wird klar, dass mir aufgrund dieser nervlichen Belastung gestern schwindlig und leicht übel war. Was wäre passiert, wenn wir steckengeblieben wären? Wir hätten im Auto ausharren müssen, bis jemand gekommen wäre. Wasser und was zu essen hätten wir gehabt, vor wilden Tieren wären wir im Auto geschützt gewesen, aber wir hätten niemanden zu Hilfe rufen können. Unsere botswanischen Telefone haben hier keine Verbindung, und anders als es sich kluger Weise Olivier und Delphine organisiert hatten, haben wir keine Satellitentelefone dabei. Okay! Das war gestern. Wir können es nicht mehr ändern, wir haben Glück gehabt, aber allen Buschreisenden, die allein unterwegs sind, sei hiermit empfohlen, sich sowohl mit geeigneten Navigationsgeräten (unbedingt mit GPS-Ortung) und eben mit Satellitentelefonen auszustatten. Ich gehe in meinen Yogaklamotten zum Frühstückszelt, Ntina guckt mich etwas verstört an, ich denke schon, hoffentlich stellt sie sich nicht zum vierten Mal vor, nein, sie ist verwundert, dass ich nicht mit bei der Morgensafari bin. Ich frage, ob ihr das Jessie denn nicht gesagt habe. „Doch“. Nach einem Zögern fragt sie mich, ob ich denn etwas zum Frühstück haben möchte und was. Auch das habe ich Jessie gestern schon alles genannt. Egal, was soll’s! Allein verbringe ich dankbar, dass ich das erleben darf, in wunderbarer Ruhe und mit Ausblick auf den trockenen Kanal, – nichts als eine wüste Gestrüpplandschaft – eine entspannte Stunde, erst dann gehe ich duschen und alles zusammenpacken. Gegen viertel vor elf kommt Dieter mit den anderen von der Safaritour und erzählt, dass sie neben den üblichen tierischen Bewohnern der Wildnis auch wieder Löwen gesehen hätten, und diesmal ein noch viel prächtigeres, männliches Exemplar als gestern.
Wenig später verlassen wir dieses private Luxuscamp, an dem sich irgendjemand, wahrscheinlich Südafrikaner, eine goldene Nase verdient, indem er sich die hohen Konzessionskosten, die er für das Betreiben einer Lodge mitten im Nationalpark an Botswana abführen muss, von den Touristen zurückholt und seine Servicekröfte mit Sicherheit trotzdem nicht ordentlich bezahlt. Aber das ist nur eine Vermutung, vielleicht ist es auch anders.
Wir fahren wieder sandige Pisten entlang, aber immer auf Hauptstraßen. Inzwischen kann ich auf meinem Navi eine auf 6 Meter genaue Ortung vornehmen. Wir lernen dazu. Wir verlassen den Chobe Nationalpark. Die Zufahrt zu unserer nächsten Lodge, die zum Glück gut ausgeschildert ist, fordert Dieter noch einmal alle Künste eines Profi-Tiefsandfahrers ab. Um 16 Uhr sind wir wohlbehalten dort, in Mogotlho, vor den Toren des Moremi-Wildreservats, aber schon im Busch. Was das bedeutet, erfahren wir sofort von der äußerst sympathischen Lodgemanagerin, Butts, die uns mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut macht, z. B. dass in jedem Zelt eine Notrufhupe vorhanden sei, und dass diese betätigt werden dürfe, wenn ein Elefant im Zelt ist, nicht vorher, wenn er nur daran vorbeiläuft, oder wenn ein Löwe am Zelt leckt. Der Gebrauch dieses Gerätes sei allerdings bisher noch nie vonnöten gewesen. Ferner dürfe man das Zelt bei Dunkelheit nicht allein verlassen, und nach der Nachtsafari, die wir unternehmen wollen, würde uns der Guide direkt am Zelt absetzen. Oha! Da ist aber endlich mal jemand auf die Ängste von mit wilden Tieren nicht vertrauten Europäern eingegangen. Ich verstehe inzwischen, warum sich andere Touristen die Strapazen des Selbstfahrens nicht zumuten und lieber an organisierten Gruppenfahrten mit ortskundigen Guides teilnehmen. Und trotzdem: Das wäre nichts für Dieter und mich.
Unser Blick von der Terrasse gleitet direkt über den Kwai, am anderen Ufer grasen Impalas. Die Aussicht ist hier viel schöner als in Savuti. Schon bald ist die Ruhe dahin, weil eine Gruppe deutscher Touristen eintrifft. Macht nichts! Auch sie werden von Butts mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut gemacht und kurz vorm Abendessen, hören wir aus einem Zelt ein deutsches „Hallo, man hat uns vergessen abzuholen“. Butts kümmert sich rührend um uns Einzelgäste und dann setzt sich Dennis zu uns, unser Nachtsafariguide. Er erzählt nach einer Weile, was wir eh schon vermutet haben, dass all diese Lodges in den Händen von ausländischen, zumeist südafrikanischen Investoren sind, die 95% der Einnahmen absahnen und für die Angestellten nur der kümmerliche Rest bleibe, aber dass sie froh seien überhaupt Arbeit zu haben. Alle Servicekräfte sind freundlich und nicht so künstlich bemüht wie in Savuti. Dann geht’s auf Nachtsafari. Dennis fährt und Bingo begleitet uns mit einem Strahler. Dennis meint, mal schauen, was die Natur uns heute so biete, er könne nie dafür garantieren, Tiere zu sehen. Spannend ist es allemal bei Dunkelheit durch die Wildnis zu fahren im offenen Jeep, und wenn Dennis den Motor abstellt, können wir die Geräusche der Nacht auf uns wirken lassen. Plötzlich sehe ich etwas huschen. „Hyaenas“ meint Dennis und fährt ganz nah heran.
Weder das noch Bingos Scheinwerferstrahl scheint diese Tiere zu stören. Wahnsinn! Dennis erklärt, dass alle nachtaktiven Tiere, so reagieren würden, bei Elefanten hingegen müsse man vorsichtig sein. Und tatsächlich können wir beobachten, wie sich diese Putzkolonne der Wildnis hier vor uns daran macht, einen Elefantenkadaver von verwesendem Fleisch zu reinigen. Außerdem meint Dennis, dass es sich wohl um zwei verschiedene Hyänengruppen handele, da sie etwas nervös seien und einige sich nur vorsichtig an den Braten herantrauten. Wir hören es knacken und schmatzen. Nun wissen wir also, warum uns bisher nur sauber abgenagte Skelettreste begegnet sind, bis auf die Giraffe, die somit noch nicht lange tot gewesen sein dürfte. Auf der Weiterfahrt sehen wir noch, wie ein Hippo seinen opulenten Körper aus dem Wasser steckt, dann sind die anderthalb Stunden auch schon vorbei und Dennis liefert uns heil und sicher direkt vor unserem Zelt ab.
Toll wars!
Hey ihr beiden Abenteurer,
ui ui ui, Yoga darf natürlich nicht fehlen, dann noch Luxusambiente im Camp, sandige Pisten, die Profi-Navigatorin Andrea und das alles kombiniert mit dem Profi-Tiefsandfahrer Dieter.
Was für eine einzigartige, aufrgegende Mischung. =)
Wow, echt fantastisch – ich freue mich auf eure Bilder ihr Lieben.
Bis dann
Euer Söhnlein