Dienstag 17.7.2018 Von Sesriem nach Swakopmund

 

Dienstag 17.7.2018 Von Sesriem / Sossusvlei nach Swakopmund

Es ist deutlich wärmer heute und so können wir endlich auf unserer Terrasse frühstücken.

Um 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. 360 km auf Schotterpisten liegen vor uns. Mal sind es breite, afrikanische Autobahnpisten, mal schlängelt sich die Straße in Serpentinen die Berge hoch, aber immer Schotter, Sand. Es staubt, wenn ein Wagen uns entgegenkommt. Dieter fährt die ganze Zeit.

Wahrscheinlich kann er es noch viel schlechter als ich ertragen, Beifahrer zu sein. Wir fahren durch großes, weites Wüstennichts, Namib heißt ursprünglich auch: wo nichts ist, was widerrum nicht stimmt. Wir sehen die ersten Bergzebras.

Sie betrachten uns, wir sie. Schöne Tiere sind das. An anderer Stelle läuft ein fuchsähnliches Tier über die Straße, es ist ein Schwarzrückenschakal. Wir kommen am Vogelfederberg vorbei.

Warum die Felsformation so heißt, will sich uns nicht erschließen, steigen aus, klettern hinauf, weil es fotogen und bizarr aussieht. Gegen halb fünf erreichen wir Walvis Bay und schauen uns schon mal an, wo wir übermorgen eine Dünentour machen werden.Ah, wieder Meer! Die Wellen des Atlantiks rauschen sanft an den Strand, das ist schön und beruhigend, überall auf der Welt. Baden tut niemand. Dann geht’s die letzten 35 km nach Swakopmund, immer am Atlantik entlang.IMG_1894 Links und rechts Sand, rechts Sanddünen, links Sandstrand. Am Ortsausgang eine Ansammlung von kleinen Häuschen. Keine Ferienhäuser sondern eher zu festen Unterkünften umgewandelte ehemalige Slums. Nur ganz vereinzelt sind dazwischen noch notdürftig zusammengehaltene Planen und Bretterbuden zu sehen. Es wird weiter gebaut. Ein Projekt der Regierung? Ein paar Kilometer weiter, purer Strand, noch weiter, Strandhäuser der gehobenen Klasse, die auch zum Kauf angeboten werden. Sieht alles noch unbewohnt und leer aus. Unsere Pension in Swakopmund erreichen wir um 17 Uhr. Am Eingang hängen zwei Flaggen, eine namibische und ist das eine sächsische? Wie überall alles hinter gesicherten Mauern und Zäunen, auch der Parkplatz. Dann werden wir von einer sächselnden Inhaberin begrüßt. Sie erzählt, dass sie vor einem Jahr dieses Gästehaus in Swakopmund eröffnet haben, nachdem sie und ihr Mann mit der Lage ihrer ehemaligen Pension auf Usedom nicht mehr zufrieden waren. Zwei Ostdeutsche vom Fach also, die in Namibia neu gestartet sind. Geschäftstüchtig versucht sie sofort, für uns einen Tisch im Jetty, dem Restaurant mit der exquisitesten Lage am Meer zu reservieren – ist für heute ausgebucht, dann eben morgen. Für heute empfiehlt sie ein Fischrestaurant gleich um die Ecke. Dort ergattert sie den letzten noch freien Tisch für uns. Boh, scheint ja richtig voll hier zu sein! Wir ruhen uns aus. Dieter ist immerhin sechseinhalb Stunden gefahren und auch als Beifahrerin sind die Pistenfahrten anstrengend. Um 19 Uhr machen wir uns auf ins Fischrestaurant. Alle Tische sind besetzt, die meisten von weißen Tourifamilien. Es wird laut auf Deutsch, Englisch, oder Holländisch durcheinander kommuniziert. Unsere strahlende schwarze Bedienung freut sich, mit uns deutsch sprechen zu können. Sie verrät uns auf Nachfrage, warum sie das kann: Ihr Boss ist Deutscher. Und dann meint Dieter, „ du, das ist doch die Sächsin aus unserer Pension“, die dort eifrigst herumwirbelt und vier Tische für eine größere italienische Reisegruppe vorbereitet. Tatsächlich. Sie kommt an unseren Tisch und meint, „Ja, das ist mein Zweitjob“ und dann lüftet sie das Geheimnis: „Mein Mann betreibt dieses Restaurant“. Das Essen ist jedenfalls ausgezeichnet.

Swakopmund in Sachsenhand? Das kann ja lustig werden.

 

Montag 16.7.2018 Sesriem / Sossusvlei Tag 2

Montag 16.7.2018 Sesriem / Sossusvlei Tag 2

Mein Gott, war das eine stürmische Nacht! Mit Donner und Blitzen und Regen, die gar nicht zu dieser Jahreszeit hierher gehören. Was haben wir für ein Glück gehabt, dass wir nicht in unserem Dachzelt auf dem Auto haben schlafen müssen! Klimawandel in Namibia? Als wir gegen 7 Uhr aufwachen, pfeift immer noch ein kalter Wind ums Haus. Wir hatten schon gestern davon Abstand genommen,  ganz früh zum Tor des Naukluft Nationalparks zu fahren, denn den Sonnenaufgang an der Big Daddy Düne können ja eh nur die Leute erleben, die einen Platz im immer ausgebuchten Camp innerhalb des Parks ergattern konnten. Und das Tor macht erst um 7:45 Uhr auf.

So freuen wir uns, ohne das Gefühl, etwas zu verpassen, uns einfach noch einmal im Bett umdrehen zu können. Gegen neun frühstücken wir – windbedingt drinnen in unserem Zelt aus Stein – und genießen die Sicht statt von der Terrasse durch das Fenster auf den Kameldornbaum mit dem faszinierenden Nest der Siedelweber, spatzenartige Vögel, die dort unter einem Dach als Großfamilienkommunen hausen, und auf die beeindruckende afrikanische Weite mit den schroffen Bergen am Horizont.

Wir trödeln vor uns hin, ich lade drüben an der Bar afrikanische Musik runter, von dem deutsch-namibischen Musiker Ees, der hier geboren aber mittlerweile in Köln lebt und bereits 20 Alben veröffentlicht hat, und von dem seit 2002 bestehenden Trommelprojekt Ongoma, gegründet von einem schwarzen und einem weißen Namibier, eine Gruppe, die immer noch in wechselnder Besetzung Musik macht und im Windhuker „Warehouse“, dem angesagtesten Club der Stadt, auftritt. Den Musikschuppen haben wir leider verpasst, schade! Aber nun können wir bei unseren kommenden Pistentouren wenigstens namibische Musik hören. Als ich zurückkomme, signalisiert Dieter: „Guck mal!“ Wow, was ist denn das? Ein großes, schwarzes, kuhähnliches Tier spaziert gemächlich am Camp vorbei. Ein Gnu, Supi! IMG_1818Gegen 11 Uhr brechen wir zum Nationalpark auf. Alles unkompliziert, keine Warteschlange am Eingang. Wir fahren die 65 km auf einer asphaltierten Straße, meist geradeaus, durch eine endlos scheinende,  beige-braun-ocker- am Horizont rötliche Wüstenlandschaft. Nur ab und zu begegnen  uns Touribusse oder Geländewagen, meist sind wir allein. Als wir nach 60 km am Endparkplatz für die zweiradangetriebenen Fahrzeuge ankommen, halten wir. Dieter will nicht schon heute, bei dem Wind und unbeständigen Wetter unseren Vierradantrieb auf die Probe stellen. Also lassen wir uns altersgerecht im Shuttle zu der Big-Daddy-Düne fahren. Auf der Hintour sind wir die einzigen. Es geht durch Tiefsand. Dann heißt es aussteigen.  Leute warten schon auf den Rücktransport. Wir marschieren dort entlang, wo alle gehen oder uns entgegenkommen. Der Wind ist heftig, und man muss Augen und Ohren schützen. Ein paar wagemutige Touris versuchen, auf die große Düne zu klettern, aber geben auf. Der Wind bläst einfach zu stark.  Das Vlei liegt immerhin 570 Meter über dem Meeresspiegel und die Dünen ragen daraus noch einmal soviel Meter heraus, weshalb sie auch als die höchsten Sanddünen der Welt beworben werden. Superlative machen sich für Touristen immer gut. Nach ein paar Minuten erreichen wir das Deadvlei, ein Tal mit lauter toten Kameldornbäumen. Die Sonne kommt raus, es wird schnell heiß. Wahrscheinlich können wir froh sein, dass es gestern geregnet hat. Dadurch ist der Sand fester, und es geht sich leichter. Und es staubt nicht so. Gut, dass wir ausreichend Wasser dabei haben. Man hat hier schnell einen trockenen Mund und  möchte ständig trinken. Nein, wir rennen nicht die Düne runter, wie wir das vielleicht noch vor zehn Jahren gemacht hätten, wir stapfen ein Stückchen auf dem Dünenkamm entlang und machen uns gemächlich auf den Rückweg. Wir melden uns beim Sossusvlei Hauptcamp zum Abendessen an und dürfen kommen. Gestern war kein Tisch für uns frei, alles von den Gruppenreisenden ausgebucht. Heute soll es klappen. Als wir gegen 19 Uhr dort eintreffen, trauen wir unseren Augen kaum: da wird jeden Tag ein Büfett aufgefahren, aber wirklich vom Feinsten. Mindestens acht verschiedene Sorten Fleisch, Oryx, Warzenschwein, Gnu, Elenantilope und, und, und, drei Sorten Fisch, Gemüse, Vorspeisen, Desserts von Passionsfrucht bis Schwarzkirschtarts und Käseplatte – alles ist zu haben. Gegrillt wird draußen – heute Abend ist es möglich, denn der Wind hat sich gelegt. Wir schlemmen bis zum Umfallen und fahren dann zurück zu unserem so gemütlichen Steinhäuschen in der Wüste, ins Desert Camp.

Sonntag 15.7.2018 Von Windhuk nach Sesriem/Sossusvlei

Sonntag, 15.7.2018 von Windhuk nach Sesriem / Sossusvlei

Pünktlich um  sieben mache ich die Augen auf, gehe auf dem kalten Steinfußboden ins Bad, draußen regnet es, es ist kalt. Schnell wieder zurück unter die warme Bettdecke. Dieter ebenso. Im Frühstücksraum ist noch kein Licht, also was soll‘s, weiterschlafen. Um neun endlich ein weiterer Aufstehversuch, es regnet immer noch. Annelien, die seit einem Jahr die Pension betreibt, versichert uns, dass dieses Wetter absolut ungewöhnlich für Windhuk und Namibia sei. Normalerweise regne es nie zu dieser Jahreszeit. Im ganzen Jahr fallen in Windhuk im Durchschnitt nur 365 mm Niederschlag und jetzt haben wir Trockenzeit. Annelien hat Vorfahren aus Botswana und Deutschland, ein Bruder von ihr heiratet demnächst in Berlin, und dann werde sie wohl auch mal Deutschland besuchen, aber nicht im Winter! Da wir am Ende unserer Reise noch einmal eine Nacht bei ihr gebucht haben, gibt sie uns als Leihgabe ihren Gästeschirm mit. Hoffentlich werden wir ihn nicht brauchen! Gegen 10 Uhr machen wir uns auf nach Sossusvlei, etwa 342 km entfernt, Süd-westlich von hier. Zuerst auf der B1, einer asphaltierten Straße, aber dann geht’s nur noch über Schotterpisten. Es regnet. Karges, unwirtliches, bräunliches Land. Die ersten Tiere, die wir sehen, sind Affen. Leider habe ich mein Handy nicht rechtzeitig zum Fotografieren gezückt. Wir kommen an Rinderherden vorbei, nicht wirklich spektakulär, die gibt es bei uns ja auch.IMG_1780Obwohl wir gerade durch das süd-westliche Afrika fahren, fühlen wir uns auch ein bisschen an Argentinien erinnert, die Pisten, die Berge, die Menschenleere, aber natürlich keine Kandelaberkakteen!

Noch will Dieter nicht, dass ich ihn mal beim Fahren ablöse. Gegen 14 Uhr erreichen wir Solitaire, ein Camp in der Wüste. Endlich wieder Menschen, bis hierher ist uns kaum jemand begegnet. Hier machen die organisierten Namibiatouren halt. Es gibt ein Café, mehrere Lodges, und eine großartige Aussicht in die Wüstenweite.

Es weht ein kräftiger Wind, und ich muss aufpassen, dass mir beim Aussteigen nicht die Autotür aus den Angeln weht. Wir trinken einen Kaffee, dann geht’s weiter. Plötzlich entdecke ich große Käfer auf der Fahrbahn. Es sind wohl Tok-Tokkie- Käfer, wie ich nachlese, Schwarzkäfer, die hier in 200 verschiedenen Arten heimisch sind. Und riesige Siedelwebernester auf Kameldornbäumen.

Um 16 Uhr kommen wir im Desert Camp an. Gebucht und erwartet haben wir ein Zelt mit Waschgelegenheit und Toilette, vor dem wir unseren Van parken können. Bekommen haben wir eine Hütte aus Stein mit einer hinter einer Zeltplane verborgenen Küchenzeile, Luxusbetten, eine Luxusdusche mit Badezimmer. Ist auch ganz gut so. Denn bei dem Wind wäre es absolut kein Vergnügen, im Zelt auf unserem Auto zu übernachten.

In der zum Camp gehörenden Draußenbar verfolgen wir bei eisigem Wind das Finale der Fußballweltmeisterschaft: Frankreich gegen Kroatien. Neben mir sitzen zwei weiße Frauen aus Zimbabwe, die zusammen in Südafrika studiert haben, und von denen die eine jetzt in Australien lebt und die andere in Kalifornien, und die nun zusammen diese Namibiareise unternehmen. Auf der anderen Seite neben Dieter sitzt eine vierköpfige Familie aus Freiberg/ Sachsen.

Alle, auch das namibische Barkeeperpaar, sind für Frankreich. Jippie, Frankreich ist Weltmeister! Obwohl, ich hätte es den Kroaten, die sich so wacker  ins Endspiel gekämpft haben und ein verhältnismäßig so kleines Land repräsentieren, auch gegönnt. IMG_1808Danach verziehen sich alle in ihre windgeschützten Hütten, obwohl es erst 19 Uhr ist.

Samstag 14.7.2018 Windhuk Tag 2

Samstag, 14.7.2018 Windhuk Tag 2

Nachdem wir gestern Abend nicht bis zum Zentrum von Windhuk gekommen waren, starten wir nun nach einem guten Frühstück mit unserem Auto dorthin. Nach kurzer Orientierung steuern wir einen Parkplatz in der Nähe der Sehenswürdigkeiten an. Fleißige Parkplatzwächter lotsen uns sogleich zu einer ihrer Meinung nach gut geeigneten Parkmöglichkeit. Zwar stehen wir ein bisschen grenzwertig in einer Kurve, aber sie sind sich sicher, dass alles OK mit dem Parkplatz ist.  Mit dem Parkwächter, der, wie sich schnell herausstellt, eigentlich Unterparkwächter ist und seinem Chef einigen wir uns auf 50 namibische Dollar. Ich finde es etwas zu teuer, circa 3 Euro. Aber wir sind ja Gutmenschen. Wir machen uns auf den Weg und schlendern bald die Robert Mugabe Avenue und die Independence Avenue und die dortigen Shoppingmalls hoch und runter.

Wir finden einen Uhren- und Schmuckladen. Seit Kapstadt habe ich vergeblich versucht, die Batterie meiner Uhr wechseln zu lassen. Hier habe ich Erfolg. Weiter geht der Rundgang zu den obligatorischen, deutschen, kolonialen Hinterlassenschaften: die Christuskirche, die alte Feste mit dem Reiterdenkmal im Innenhof, die kaiserliche Realschule und das Ludwig-von-Estorff-Haus, das heute der Sitz des Goethe-Instituts ist.

In der Nachbarschaft, unübersehbar, befindet sich der 2014 eröffnete Monumentalbau des Unabhängigkeits-Gedenkmuseums. Vor dem von Nordkorea gebauten Doppelturm blickt die circa 10 Meter hohe Statue des ehemaligen Swapoanführers und ersten Staatspräsidenten, Sam Nujoma väterlich auf uns und seine Untertanen herab. Im Innern werden uns auf mehreren Etagen die Geschichte der Völker in Namibia, die deutsche Kolonialzeit, die Verwaltung durch Südafrika ab 1915, die Auswirkungen der Apartheidpolitik ab 1948 und letztlich die kriegerischen Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit Namibias (1990) beschrieben.

Irgendwann sind wir dann das jahrzehntelange Morden und Schlachten leid, und wir beschließen dennoch, den herrlichen Ausblick von der Dachterrasse zu genießen. Dann machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Auto. Ein weißer Zettel ist schon von Weitem unter unserem Scheibenwischer sichtbar. In der Tat steckt dort ein Stück Papier auf dem handschriftlich mitgeteilt wird, dass wir nur auf gekennzeichneten Stellflächen parken dürfen und unser Platz nicht dazugehört. Wir werden aufgefordert, 200 namibische Dollar Strafe zu zahlen. Unsere Parkwächter sind natürlich auch sofort zur Stelle und nun erzählt uns ein Dritter, dass sie, um uns Scherereien zu ersparen, die polizeiliche Strafe  für uns schon beglichen hätten. Ich werde stutzig. Vorhin hatte man uns erklärt, dieser Parkplatz sei bestens und an dieser Stelle kein Strafzettel zu erwarten. Ich fühle mich verschaukelt und teile ihnen entrüstet mit, dass ich jetzt weder die 200 namibischen Dollar noch die vereinbarten 50 geben werde. Sie sollen sich das Geld gefälligst sonst wohin stecken. Große Aufregung! Andrea versucht es nun diplomatisch. Das Ergebnis ist, dass der Parkwächter ihr die 50 namibischen Dollar, die sie bereits in guter Absicht gezückt hatte, unter leichter Gewaltanwendung entreißt. Leider stehe ich auf der anderen Seite des Autos und bekomme die Situation nicht mit. Wir „flüchten“ uns ins Auto und machen uns aus dem Staub. Eigentlich eine Lappalie. Aber solch ein aggressives Verhalten und dazu noch das Handumdrehen  haben wir bisher auf unseren Reisen noch nicht erlebt. Andrea ist ziemlich fertig. Ich überlege immer noch, was hier eigentlich abgelaufen ist. Wir fahren zu unserem Mietwagenverleiher. Ich schildere unsere Erlebnisse und zeige ihnen den Strafzettel. Es stellt sich heraus: meine Vermutung war richtig. Der Strafzettel ist ein Fake. Es war der ausgeklügelte Versuch, uns um 200 namibische Dollar zu betrügen. Die Autovermietung kennt diese Betrugsmasche noch nicht. Wir müssen noch die Vorräte für die nächsten Tage besorgen. Auf dem Parkplatz des Supermarktes verzichte ich auf die erneut angebotene „Hilfsleistung“ eines Parkwächters. Auf diese namibischen Fachkräfte bin ich nicht mehr gut zu sprechen. Nach dem Einkaufen ist unser Auto noch da, keine Luft abgelassen und auch sonst sind keine „Aufmerksamkeiten“ festzustellen. Wir tanken noch, und dann ist es schon Zeit, sich um eine Essmöglichkeit zu kümmern. Unser Reiseführer empfiehlt uns das NICE Restaurant. Leider sei es wegen Renovierung geschlossen erfahren wir von einer Mitarbeiterin. Sie empfiehlt uns, stattdessen ins Stellenbosch Restaurant zu gehen und reserviert uns dort sogar einen Tisch in der nächsten halben Stunde. Wir machen uns mit der Wegbeschreibung und Navi sofort auf den Weg, um vor 18 Uhr dort zu sein.  Es ist zum Haareraufen. Wir finden es nicht! Entnervt beschließen wir zurück zu fahren, und zum Sundowner wieder in das vertraute Hotel Heinitzburg zu gehen. Traumhaft dort! Wir lassen den Tag bei einem afrikanischen Sonnenuntergang ausklingen.IMG_1698

 

 

 

 

 

 

Freitag 13.7.2018 Windhuk Tag 1

Freitag, 13.7.2018 Windhuk Tag 1

Um halb sieben fahren wir bei Regen zum Flughafen. Bye, bye Llandudno, bye bye Gavin, Lindy, Max und Baby Kitty, du hübsche, rotbraune Katze! Es war eine  viel zu kurze Zeit, die wir mit euch verbracht haben, ihr wart prima Gastgeber, und wir haben den Aufenthalt bei euch sehr genossen, vielen Dank.

Unsere Rucksäcke sind zu schwer, wir müssen fünf Kilo nachzahlen. Okay! Wir starten pünktlich um 10 Uhr, fliegen etwa zwei Stunden und schon taucht braunes, karges, sandiges Land unter den Wolken auf: Namibia. Der internationale Flughafen von Windhuk liegt etwa 40 km außerhalb.

Niemand wartet auf uns – auch nicht von der Autovermietstation, wie ausgemacht. Wir ziehen erst einmal Bargeld und organisieren uns SIM-Karten, damit wir uns bei Bedarf auch telefonisch erreichen können. Der MCR- Mann ist so freundlich und ruft für uns bei der Autovermietung  an: Doch, es sei jemand im Flughafen. Er komme gleich hierher. Tatsächlich, Joe chauffiert uns die 40 Kilometer nach Windhuk in seinem eigenen Auto, wie wir erfahren. Dann bekommen wir das Monstrum erklärt, in dem wir in den nächsten vier Wochen durch Namibia und Botswana kurven werden.

Ich bin von der bedienungstechnischen Informationsflut absolut überfordert. Zum Glück ist der Namibier, der uns mit den Details des Gefährts vertraut macht, total nett, und er spricht zudem  Deutsch. Er lässt nebenbei einfließen, dass er portugiesische und deutsche Vorfahren hat…Vierradantrieb, zwei Tanks, Reifenwechsel, Zeltaufbau, Campingutensilien, Werkzeug, Zu- und Aufschließen diverser Klappen und Stauräume, – Dieter trägt ab jetzt ein schweres Halsband mit mindestens zehn Schlüsseln um den Nacken, das er am besten nie ablegen sollte, denn, wenn die Schlüssel im Auto seien und wir draußen, schließe der Van nach einer Weile automatisch ab, und wir kämen nicht mehr hinein. Dieter nickt tapfer zum Zeichen, dass er verstehe. Ich nicke auch. Zum Schluss wird uns eIne Mappe mit Telefonnummern für den Notfall ausgehändigt, wo wir alles noch einmal nachlesen könnten, und los geht’s. Diesmal mit Automatik, aber vor allem: immer schön links fahren. Es sind noch nicht einmal zwei Kilometer bis zu unserer Pension. Wenig Leute auf den Straßen, der erste Eindruck von Windhuk: abgeschottet. Auch unsere Unterkunft liegt hinter einem großen Schiebetor verborgen, das sich mit einem Transponder öffnen lässt. Uff, das wäre geschafft. Gegen 16:30 Uhr entscheiden wir uns, lieber erst einmal ohne Van zum Essen ins Stadtzentrum zu gehen. Wir laufen die Heinitzburgstraße hinunter – kaum Menschen unterwegs, nur Autos, die ab und zu hupen. Sind das Taxis, die uns mitnehmen wollen? – Parkhäuser, Mauern, über die wir nicht schauen können, manche mit Draht oben – oh je! Und um sechs wird es dunkel werden. Wir kehren um, wir müssen ja nicht gleich ins Zentrum. Gegenüber von uns, auf einem Berg, da war doch so ein bewachtes Nobelhotel, vielleicht bekommen wir dort ja etwas zu essen? Wir passieren die bewachte Parkplatzanlage und steigen die Stufen, mit einladenden Sitzecken und Laternen am Rand zur Hotelterrasse hoch. Volltreffer! Einer von mehreren dienstbeflissenen Kellnern fragt: „Sundowner?“ – „Yes“, und wir werden zu einem der vielen, freien Tische geleitet. Die Küche schließe bei Sonnenuntergang, Kleinigkeiten seien allerdings bis dahin, also bis 18 Uhr, noch zu bekommen. Glück gehabt!

Der Kellner macht mich verzückt auf ihr spezielles Angebot aufmerksam: Glühwein. Glühwein? Ich glaub’ ich spinne! In Deutschland auf’m Weihnachtsmarkt, okay, aber doch nicht hier, in Afrika! Wir bestellen einen kühlen Weißwein, Flammkuchen und den speziellen Heinitzburg-Burger. Wir befinden uns nämlich in dem gleichnamigen Luxushotel, das als „leuchtendes Juwel im Land zwischen zwei Wüsten“ beworben wird, und dessen Weg zu den Toiletten an einem beachtlichen Weinkeller vorbeiführt. Rotgelbgold geht die Sonne über Namibias Hauptstadt unter,IMG_1701 der freundliche Kellner bringt Wolldecken, ich ziehe meine Daunenjacke an, die erste Winternacht in Windhuk kann kommen.