Von Jodhpur nach Jaisalmer

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Die Rechnung wurde per Hand geschrieben, und wir mussten mithelfen, uns an alle Extragetränke und Speisen, die nicht im Übernachtungspreis inbegriffen waren, zu erinnern. Es hatte etwas Rührendes. In dem Gästehaus wohnten immerhin die zwei dreiköpfigen Familien der Herbergs-Brüder, deren Eltern, und auf dem Küchenfußboden schlief zumindest einer der beiden höchstens 15-17-jährigen Bedienungshilfen. Es störte niemanden, wenn wir an Schlafenden vorbei von der Dachterrasse in unser Zimmer hinabstiegen. Die beiden Jungs waren immer sehr bemüht, sich unsere Bestellwünsche auf Englisch mit ihren äußerst rudimentären Fremdsprachenkenntnissen zu merken. Heute ging es schon besser, und zum Frühstück bekamen wir tatsächlich neben zwei mit Honig beschmierten Toastbrotscheiben einen liebevoll klein geschnippelten Obstsalat dazu. Ich glaube inzwischen, dass wir in einer veganen Pension gelandet waren, weil es auch keine Eier zum Frühstück gab. Wegen der Zeit, die das Schreiben der Rechnung in Anspruch genommen hatte, kamen wir ‘ne viertel Stunde zu spät zu unserem Fahrer. Aber, so what? Ajit wartete, wir sind schließlich im Urlaub. Auf ging’s nach Jaisalmer, der Stadt am Rande der Thar-Wüste. Auf der gut asphaltierten, schnurgeraden Straße gesellten sich zu den üblichen tierischen Verkehrsteilnehmern bald auch Dromedare hinzu. Im Slalom wurden sie von Ajit und allen anderen locker umfahren. Die Vegetation wurde niedriger, Kakteenarten wuchsen aus dem Sand. Dazwischen vereinzelt Häuser, Baustellen, Zementfabriken, Kühe, Esel, Schafe, Ziegen, Antilopen, Hirsche, Menschen, in weitem, heißem, flachem Land.

Und dann tauchte das Fort von Jaisalmer auf. Wir organisierten die Karten für unseren Wüstenritt – es wurde mit deutscher Gründlichkeit geplant: in der Reise-Agentur begrüßte uns eine lebhafte Deutsche, die das Büro seit neun Jahren hier managt. Es scheint an alles gedacht worden zu sein: vom Wasser über den Schlafsack und das Essen. Der Sternenhimmel soll einzigartig sein. Unser neues Gästehaus war mal wieder ein Volltreffer. Hoch oben im Fort guckten wir von einem kleinen Loungebalkon auf die hell erleuchtete Wüstenstadt Jaisalmer hinunter. Drei Nächte kosteten hier 13 Euro. Wir hatten eher ne Bruchbude erwartet.

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