Buenos Aires Tag 3

Der Abend gestern hatte seinen Preis: Als ich heute Morgen um 9:05 Uhr das Klassenzimmer betrat, waren schon alle da, und Beatriz, unsere Spanischlehrerin aus Madrid, hatte schon mit dem Unterricht angefangen. Nicht mal eine spanische Entschuldigung fiel mir ein. Jeff und Megan stellten gleich fest, dass das aber gar nicht typisch deutsch sei, und dann dauerte es auch noch eine gefühlte Ewigkeit, bis ich meine Sachen sortiert hatte. Toller Einstieg! Erst nach der zweiten Pause ging es mir besser. Nach der Schule sind Dieter und ich zum Hotel zurück und haben Mittagsschlaf gemacht. Abends sollte unsere erste Tango-Stunde stattfinden. Heute wurde sie von der Schule gratis angeboten. Wir sind also so gegen halb fünf losgezogen, zu Fuß. Wir kamen am Café Tortoni vorbei, dem ältesten Café von Buenos Aires, wo der Becher Kaffee wahrscheinlich an die 200 Pesos kosten dürfte  – wir haben es nicht ausprobiert – , weil sich früher dort die Intellektuellen von Buenos Aires getroffen haben, der Tangokönig Carlos Gardel, der Maler Quinquela Martín oder Schriftsteller wie Luís Borges und Federico García Lorca.

Gleich daneben das Tangomuseum. Heute nicht! Wir überquerten die mit bis zu 140 Metern angeblich breiteste Straße der Welt, die Avenida 9 de Julio, – Argentinier scheinen Superlative zu lieben – und dann standen wir etwa eine Stunde zu früh vor dem Gebäude der Tanzschule. Wieder gab es kein Schild, das darauf hindeutete, dass hier eine Tango-Schule untergebracht sei. In Buenos Aires muss man wissen, wo man hin will, man muss die genaue Adresse kennen, sonst ist man verloren. Ein Hausmeister wachte darüber, wer hinein durfte und wer nicht. Wir schauten uns noch ein bisschen in der Gegend der Avenida Sarmientes um, kamen auf die Avenida Corrientes, den Broadway von Buenos Aires, mit den vielen Theatern und Kinos, und entdeckten ein äußerst nett gelegenes Café, in einer Seitengasse, wo wir uns einen Kaffee gönnten. Herrlich! Sommer, 36 Grad, um uns herum relaxtes Großstadtleben, meistens englischsprachige Popmusik, viele Menschen, die es sich offensichtlich gut gehen ließen, und die Zeit und das Geld hatten, ein Bier, einen Cocktail oder einen Kaffee zu trinken. Dann Tangostunde. Auch André, Christian, Rafael, Megan und Margarete aus der Sprachschule waren dabei. Gíselle war unsere Lehrerin. Sie hatte lange, blonde Haare, war um die 30 Jahre alt, hatte dicke, flache Sportschuhe an, und dennoch sah jede ihrer Bewegungen einfach super grazil aus. Sie tanzte als Mann mit einer Frau, Cristín, vor. Gíselle war wunderbar natürlich. Sie meinte gleich, Tango sei keine Schrittfolge sondern Kommunikation, egal wer führen würde. Hauptberuflich arbeite sie als Psychologin. Meistens habe ich mit Dieter getanzt, aber es wurde auch getauscht. Christian und Rafaél waren auch Anfänger, oder klappte nur die Kommunikation nicht?

Mit Dieter hat es jedenfalls am meisten Spaß gemacht. Morgen ist dann unsere erste regulär gebuchte und bezahlte Tanzstunde. Mal sehen, wie das wird. Gemütlich schlenderten wir die etwa drei Kilometer durch das lebhafte, uns immer vertrauter werdende Buenos Aires zum Hotel zurück.

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