Von Foz do Iguaçu nach São Paulo Tag 1

Alles klappte prima. Wir hatten sogar noch Zeit, ein wenig im Hotel zu verweilen. Dann kam das Taxi und brachte uns zum Flughafen. Unser Flug war wie geplant angekündigt, wir checkten ein und wollten es uns gerade in der Wartehalle gemütlich machen, als Dieter anfing, sein Smartphone zu vermissen. Als alle Rucksacktaschen durchsucht, und alle Wege zurückverfolgt waren, gab er auf. Es war weg. Er redete sich schon ein, dass das ja gar nicht so schlimm sei. Kimi und ich wollten so schnell nicht aufgeben. Wir hatten noch etwa eine Stunde Zeit, bevor das Boarding losgehen sollte. Wir mussten irgendwie das Hotel kontaktieren. Ich guckte mir einen seriösen Herrn aus, dem ich Englischkenntnisse zutraute, und fragte, ob ich von seinem Handy mal telefonieren könnte. Treffer! Er rief sogar für mich an, sodass ich gleich eine Englisch sprechende Frau von der Rezeption am Hörer hatte. Nein, es war kein Smartphone gefunden worden. Sie erinnerte sich allerdings an uns, und ich bat sie, bei dem Taxifahrer, der uns zum Flughafen gefahren hatte, nachzufragen, ob er etwas gefunden hätte. Sie war dazu bereit und meinte, ich sollte mich in zehn Minuten noch einmal melden. Schnell erklärte ich meinem Gentleman die Lage, und er meinte “no problem”. Ich ging zu Dieter und Kimi zurück. Da kam der Aufruf zu dem Flug vor uns. Ja, mein Kavalier musste den Flug nehmen. Ich rief also schon fünf Minuten später wieder beim Hotel an. Ja, der Taxifahrer hatte Dieters Handy gefunden. Mein Gentleman wedelte mit den Armen, er müsse jetzt einsteigen. Die Frau am Telefon meinte, ob wir zum Hotel kommen könnten, um das Handy abzuholen. Nein, das war nicht mehr möglich. Ich fragte, ob sie den Taxifahrer nicht zum Flughafen schicken könnte. Klar würden wir das bezahlen. Sie verstand plötzlich kein Englisch mehr. Mein Kavalier musste los. Ich gab ihm sein Handy, er sprach mit der Frau von der Rezeption noch einmal Portugiesisch und meinte, der Taxifahrer würde zum Flughafen kommen. Dieter stand inzwischen bei uns. Er wollte versuchen, zurück zum Ausgang zu gelangen und rannte nur mit seinem Pass und etwas Geld ausgestattet los. Mein brasilianischer Gentleman rannte zu seinem Flugzeug, er war inzwischen zum allerletzten Mal aufgerufen worden, ich konnte ihm gerade noch ein seliges “obrigada” hinterherrufen und ließ mich in dem Gefühl, das ultimativ Mögliche versucht zu haben, erschöpft neben Kimi in den Stuhl fallen. Was gibt es doch für hilfsbereite Mitmenschen: der Brasilianer, die herzlich bemühte Hotelangestellte, und der Taxifahrer? Nach einer gefühlten Ewigkeit von zwanzig Minuten kam die Durchsage, dass unser Flug etwa zehn Minuten Verspätung haben würde. Super! Da kam Dieter. Den Daumen hoch, lächelnd! Es hatte geklappt! Juchhu! Er hatte sein Smartphone wieder! Wir hatten das für uns so wichtige Off-Line-Navi von Brasilien wieder! Jippie! Ein tausendfaches Dankeschön an alle Helfer, auch wenn sie es nicht mehr hören können! Gegen halb vier landeten wir in São Paulo, der fünftgrößten Metropole der Welt. Eine Frau von der Flughafeninfo rief unsere Autovermietung an, und zehn Minuten später wurden wir von zwei Herren zur Mietstation gefahren. Wir bekamen einen äußerst schicken, blitzeblanken, noch sehr neuen Chevrolet, der zu allem Überfluss auch noch getönte Scheiben hatte. Kimi setzte sich nach vorn, meine Nerven waren heute genug strapaziert worden, und ich bin noch nie eine gute Beifahrerin gewesen, besonders dann nicht, wenn Dieter in einer fremden Stadt, in einem ihm nicht vertrauten Auto fahren muss. Die beiden machten das hervorragend und gegen 17 Uhr kamen wir wohlbehalten in unserer schnuckeligen Großstadtpension – einer kleinen buddhistisch angehauchten Oase im Stadtteil Vila Madalena an und fanden sogar einen Parkplatz direkt vor der Tür. Für den Abend gingen Dieter und ich einerseits und Kimi andererseits getrennte Wege. Kimi wollte sich mit Rodrigo treffen, ihrem brasilianischen CISV-Freund, und wir machten uns auf in São Paulos angesagtestes Fußball-Restaurant. War nur eine Dreiviertelstunde Stunde zu Fuß von unserem Hotel entfernt. Meine Güte, São Paulo ist ganz schön hügelig. Es ging auf und ab auf schräg abfallenden Fußwegen, die mit etwas Absätzen unter den Sandalen gar nicht so einfach zu laufen waren. In der Kneipe war ein Fußballbild neben dem anderen an der Wand. Als ich zur Decke schaute, die mit den verschiedensten Fußballschals aller möglichen Clubs dieser Welt behängt war, ja was sah ich denn da: Den braunen FC St. Pauli-Schal vom Millerntor!

Das fand ich überraschend! Ist es natürlich nicht, wenn man ein bisschen nachdenkt. Echte Fans werden diesem Lokal natürlich gern ihre Insignien zur Verfügung stellen. Als wir dem Kellner erzählten, dass wir aus der Stadt dieses Clubs kämen, stellte er sich als Francesco vor und schien sich zu freuen, Gäste aus dem Weltmeisterland bedienen zu können, das Fiasko für die Heimatmannschaft schien verarbeitet zu sein. Es war mal wieder ein aufregender, ereignisreicher Tag. São Paulo gefiel uns auf Anhieb.