Von Río de Janeiro nach Olinda Tag 1

Um zehn Minuten vor sechs – ja, morgens – standen wir beim Sonnenaufgang zum letzten Mal auf unserer Dachterrasse. Der passende Ort, sich hier von hoch oben von der – nach Hamburg – vielleicht schönsten Stadt der Welt zu verabschieden. Pünktlich stand das Taxi vor der Tür, und wir düsten zum internationalen Flughafen. Das war etwa dreimal so weit wie bis zum Dumont-Airport, wo wir angekommen waren. Die Straßen waren noch relativ leer, erst als wir ein Stück raus aus dem Zentrum waren, staute sich auf der Gegenfahrbahn der Berufsverkehr. Alles lief optimal, kein vergessenes Smartphone, nur der Kaffee auf dem Flughafen war eine Katastrophe. Wir lechzten nach einem guten Capuchino und bekamen: eine völlig übersüßte Brühe. Auch der zweite Versuch, einen ordentlichen Kaffee zu bekommen, scheiterte. Im Flugzeug hatten sie als Beigabe nur ein Pulvermilch-Zucker-Gemisch. Gruselig! In Recife – etwa 2000 Kilometer weiter nördlich – wurden wir von der Autovermietung abgeholt und durch abenteuerliche Slumpisten zur Mietstation gefahren. Diesmal bekamen wir einen GOL, ähnlich wie unser Polo. Wir fuhren etwa 15 Kilometer weiter nach Norden, nach Olinda, ein altes Städtchen, deren zusammenhängende, koloniale Bauten zum UNESCO- Kulturerbe gehören.

Wie schon in Río ging es auch hier eine steile Pflastersteinstraße mit vielen Buckeln hoch, und unsere Pension lag an einem engen Sandweg, versteckt hinter einer Mauer mit Natodraht. War das hier etwa so gefährlich? Wir klingelten. Ja, wir waren richtig. Man erwartete uns. Hinter der Mauer verbarg sich dann – wie häufig in Brasilien – ein kleines Paradies. Es war extrem heiß, ohne Klimaanlage im Auto wären wir geschmolzen. Der kleine Ventilator in unserem Zimmer, würde der nachts ausreichen? Nach einer Siesta machten wir uns auf den ersten Stadtrundgang. Die Hausangestellte meinte, dass die Gegend sicher sei. Wir wollten unbedingt baden, also zum Strand. Vorbei an vielen Kirchen – es sollen an die zwanzig sein -, Cafés, Restaurants, Bars und den schon erwähnten Kolonialbauten kamen wir ans Meer. Schnell wurde uns klar, dass hier nicht gut Baden ist: der Strand war ungepflegt und dreckig, viel zu viele Katzen lebten hier, ein paar Fischer standen im Wasser. Es hieß, es sollte nach Norden hin, nach etwa zwei Kilometern, besser werden. Also liefen wir nach Norden. Im ersten Restaurant am Meer kehrten wir ein, relaxten bei kühlem Tonic Water und Maracuja-Saft und schauten über den Ozean nach Afrika hinüber. Als die Sonne unterging, hätten wir dort auch noch gespeist, doch alles, was wir gern gegessen hätten, war aus. Wir schlenderten weiter, immer am Meer entlang. Jogger kamen uns entgegen und überholten uns, immer mehr. Ganz Olinda schien am Abend Sport zu treiben, am Strand oder in Fitnessclubs auf der anderen Straßenseite. Es wehte inzwischen ein angenehmer Wind, also genau die richtige Zeit für körperliche Betätigung. Wir kamen an lauter kleinen, von Steinen eingerahmten Buchten vorbei – das machte den Strand aber nicht sauberer, und die Restaurants gegenüber waren alle noch leer. Irgendwann waren wir schon drei Kilometer gelaufen, hatten auch einen breiteren, größeren Strand passiert – ob er sauber war, konnten wir nicht mehr erkennen – statt Restaurants kamen moderne Hochhäuser – Apartmenthäuser? Wohnhäuser? – links, eine Mauer und Felsen rechts, es würde kein Restaurant mehr geben, sagte man uns. Wir kehrten also um, beschleunigten unser Schritttempo zu einem Walkingtempo, zwei Kilometer zurück. Kehrten in einem Lokal mit regionaler Küche ein und aßen einen super leckeren Fischeintopf. Zurück nahmen wir ein Taxi.