Von Olinda nach Baía da Traição Tag 1

Wir genossen noch einmal das hervorragende Frühstück in unserem gesicherten, kleinen Paradiesgarten mit Kolibris, Schmetterlingen und diversen Katzen, Ingrid übersetzte netter Weise die Gründe für unsere vorzeitige Abreise in dieser Herberge und versicherte, dass es nichts mit der hervorragenden Versorgung und der heimeligen Unterkunft zu tun hatte. Da wir nicht mehr genügend Bargeld hatten und der Visa-Automat kaputt war, half sie uns noch einmal und wechselte Euro in Real, so dass wir losfahren konnten. Tschüss, Ingrid, es war total nett, dich kennengelernt zu haben!

Tschüss, Olinda! Ich habe mir noch schnell für die letzten Urlaubstage ein Strandkleid gekauft, das ich in einer Boutique schon am ersten Abend entdeckt hatte. Es passte. Meine ganzen Kleider, die ich eingepackt hatte, waren zu fein für einen Strandurlaub, und T-Shirts, selbst mit kurzen Ärmeln, sind für diese Temperaturen zu warm. Etwa zur Mittagszeit erreichten wir das Örtchen Jacumá, wo wir nach dem dritten Anlauf die Praia de Coqueirinho fanden, einen der bekanntesten Strände in Paraíba. Leider waren Kimi und mir die Wellen zu hoch, so dass nur Dieter sich hinter die Brandung traute. War trotzdem schön.

Wir relaxten bei einem leckeren Hähnchengericht mit frittierten Maniokwurzeln – werden hier statt Pommes Frites oder Kartoffeln gern als Beilage verwendet und schmecken richtig gut. Gegen 16 Uhr ging es weiter. Das war etwas zu spät und nicht klug, weil wir so erst im Dunklen bei unserer neuen Pousada ankamen. Wir mussten trotz Navis immer wieder nach dem Weg fragen, es gab kaum Schilder, und die Straßen waren schlecht, mit vielen Löchern und Buckeln. Aber Dieter meisterte es wieder. Marco und Mariangela erwarteten uns schon und schienen glücklich, ein paar Gäste auch unter der Woche beherbergen zu können. Sie haben die Pousada vor drei Jahren eröffnet und kommen beide aus Italien. Er hatte dort als Fotograf gearbeitet, doch ließ sich damit kein Geld mehr verdienen. Zusammen sind sie viel gereist und haben drei Reiseführer auf Italienisch herausgebracht und einen wunderschönen Fotoband über diese Gegend hier, den Nordosten von Brasilien. Es gibt in der Nähe ein Reservat, in dem bis heute Tupi-Guarani-Indios leben. Nachdem wir unsere neue Unterkunft für gut befunden hatten – es gab eine schöne Dachterrasse, von der man direkt auf das Meer blicken konnte, und der Strand lag vor der Tür – schauten wir uns das kleine Fischerdorf Baía da Traição an. Abends versammelten sich die Einheimischen auf dem Dorfplatz direkt am Wasser, Musik schallte aus einer Anlage herüber, man trank Bier oder Caipirinha, man aß einen Fleisch- oder Käsespieß vom Grill, beobachtete das Treiben oder ließ den Blick über das Meer schweifen. Einige junge Männer gingen an den Strand – es war gerade Ebbe – und kontrollierten die ausgelegten Fischernetze. Wir hatten den idealen Ort für unsere letzten Urlaubstage gefunden.