Montreal Tag 2

30.7.2017 Montreal Tag 2

Wir bekommen ein wunderbares Frühstück von Ken serviert. Ein warmes Croissant mit frischen Kirschen, eine kunstvoll mit Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren arrangierte Quarkspeise und eine ebenso einzigartig dekorierte Eierspeise. Sind wir bei einem Sternekoch gelandet? Unser Ken entpuppt sich als ein renommierter Fruitcake-Produzent, dessen Leckereien weit über Montréal hinaus bekannt und sogar ausgezeichnet wurden. Shame on us! Wir hätten ja mal auf seine Homepage gucken können! Zwei Pariserinnen in unserem Alter oder älter sitzen mit am Tisch. Sie fahren heute weiter nach Québec.Ken meint, dass das günstigste Fortbewegungsmittel in Montréal das Fahrrad sei. Überall gebe es Stationen, wo man sich, wenn man einmal registriert ist, eines ausleihen könne. Das machen wir. Gleich 50 Meter von uns entfernt ist der schöne Parc La Fontaine.

Leute picknicken, relaxen, machen Thai Chi, joggen, wir fahren mit den Fahrrädern hindurch: Montréal gefällt uns sofort, es herrscht eine relaxte, friedliche Stimmung. Auf beispielhaft ausgebauten Fahrradwegen, meistens zwei Spuren auf einer Straßenseite für beide Richtungen, düsen wir gen Süden, Richtung Sankt-Lorenz-Strom. Wir kommen an der Basilika de Notre-Dame vorbei, auf der Place de les armes, es ist Sonntag, und wohl gerade eine Messe. Der Platz ist voller Menschen, die Sonne knallt vom Himmel, im Schatten unter Bäumen ist es herrlich.

Es gibt kleine Straßen mit tausend Geschäften, unzählige Restaurants und Cafés, Fußgängerzonen und im Unterschied zu Toronto kaum Hochhäuser. Am Hafen geben wir unsere Räder ab – der öffentliche Nahverkehr einschließlich das Leihen von Fahrrädern ist heute kostenlos, weil viele Straßen in der Innenstadt wegen eines Formel-1-Rennens gesperrt sind. Supi! Wir schlendern die Uferpromenade entlang. Budenzauber, wie bei uns an der Ostsee: Souvenirs, Crèpes, Burger, Caps, Eis und, jeah! Churros! Da kann ich nicht widerstehen, hole mir eine dieser Zuckerschlangen. Lecker! Ein Hochseilgarten, wie ein riesiges Segelschiff mit Takellage lockt zahlreiche Kinder und Erwachsene, ihre Kletterkünste zu demonstrieren. Mutig, wie sie sich in zehn und  mehr Metern Höhe von einer Station zur nächsten hangeln! Alle Achtung! So was würde ich auch gern mal probieren. Aber nicht hier und heute.

Wir bummeln zu den Ausflugsbooten weiter und entscheiden uns spontan für eine kleine Hafenrundfahrt. Wir erfahren, dass es verboten war und ist, höher als Montréals 233 Meter hohen Hausberg, den Mont Royal, zu bauen. Ein Gebäude sei inzwischen dennoch höher. Wir sehen einige Hochhäuser, aber kein Vergleich zu Torontos Wolkenkratzer-Skyline. Wir kommen an einem Anleger für Kreuzfahrtschiffe vorbei und an der Habitat 67, einem vom Architekten Moshe Safdie für die Expo 1967 entworfenen Wohnhauskomplex. Lauter ineinander verwobene Würfel, eine Wohnung dort soll 400.000 Euro kosten, habe ich verstanden. Weiter geht’s gen Osten.

Die Strömung im Saint-Lorenz-Fluss wird heftiger, das kleine Ausflugsboot kommt ins Schaukeln. Und schon geht es wieder zum Anleger zurück. Wir laufen durch die belebte Altstadt, nehmen uns wieder zwei Leihräder und fahren für ein Lunch in einer Pizzeria in die Rue de Brébeuf zurück. Nach einer ausgedehnten Pause machen wir uns abends erneut auf, Richtung downtown. Es ist gerade Festivalzeit. Überall um die Place de les Arts herum wird Kleinkunst vom Feinsten geboten. Die Leute sind alle so freundlich! Wenn man sich bemüht, mit seinem Schulfranzösisch ein Gläschen Wein zu bestellen, sagen sie gleich, dass man ja super Französisch spricht. So kommt man schnell in Kontakt. Wir sind hingerissen von einerTravestieshow, zwei dicke und eine schlanke Dragqueen geben ihr Bestes. Und das Erstaunliche: alle Vorstellungen sind umsonst.

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Zum Kreischen komisch, die Drei!

Eine Stunde später treten drei Männer auf – wieder zwei ältere, dickliche und ein junger, schlanker – und synchronisieren pantomimisch das Spielen von Keyboards, Gitarre, Schlagzeug und mit Perfektion und voller Manpower Songs von Whitney Houston “I will always love you”, über Deep Purple, Uriah Heep etc. Sie kassieren völlig zu Recht einen Lacher nach dem anderen und tosenden Beifall am Ende. Wir gehen weiter zur nächsten Attraktion: Hoch über uns seilen sich als Engel verkleidete Artisten ab, hell von Scheinwerfern angestrahlt und schütten Tonnen von Federn auf uns Erdenbürger unter ihnen, dazu sakrale Musik. Es ist einfach berauschend hier in Montréal.

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