Mittwoch 11.7.2018 Kapstadt Tag 3

Mittwoch 11.7.2018 Kapstadt Tag 3

Es ist windig, aber die Sonne scheint. Wir machen Yoga auf der wunderschönen Dachterrasse mit Ausblick aufs Meer. „Dahinten schwimmt ein Wal!“ Tatsächlich, Gavin bestätigt uns, dass hier zwischen Juni und Dezember häufig Wale zu sehen sind. 

Wir fahren nach Kapstadt rein, zur Waterfront, wo die Hop on – hop off- Busse abfahren. Ein Riesenrad, ein Einkaufszentrum, ein gut befahrbares Parkhaus, Touris, ein Hafen, Restaurants, Buden…wie in fast jeder größeren Stadt erwarten uns.

Wir ergattern die Bustickets und los geht‘s. Wir erfahren, dass Kapstadt lange Zeit keinen Hafen hatte, und erst als keine Versicherung für die dort ankernden Schiffe und das Löschen aufkommen wollte, wurde  von dem Briten, Prinz Alfred, 1860 der Grundstein für einen Hafenbau gelegt. Neun Jahre später waren zwei Hafenbecken fertiggestellt und auch ihm zu Ehren heißt das riesige, moderne Shopping-Center heute Victoria & Alfred Mall. Wir kommen an dem imposanten Gebäude des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa ( Mocaa) vorbei.

Hier wird auf neun Stockwerken zeitgenössische, afrikanische Kunst in einem umgebauten ehemaligen Getreidesilo präsentiert. Schon die kathedralenartige Eingangshalle lässt die Erwartungen in die Höhe steigen. Wir schaffen zwei, drei Etagen, aber von den gesehenen, ausgestellten Kunstwerken werden uns wohl außer den wenigen, auf Fotos verewigten, kaum welche in Erinnerung bleiben. Als wir weiterfahren, sind zwei angeseilte, dunkelhäutige Fensterputzer in schwindelerregender Höhe gerade dabei, die konvexen Glaspaneele an der Außenwand zu reinigen, die ähnlich wie bei der Elphi für besondere Lichteffekte sorgen sollen. IMG_1629Wir fahren die Strand Street entlang und hören über Headphones, dass die Straße deshalb so heißt, weil früher hier, wo jetzt Wohn-und Einkaufshäuser stehen und lebhafter Verkehr entlangrauscht, Strand war. Wir biegen links in die Long Street ein, die Kapstädter „Vergnügungsmeile“.  Bars, wo am Abend Lifemusik offeriert wird, afrikanische Restaurants, Friseure, Klamottenläden, Trödel, aber auch viel Security, Bettler, Arme, dunkelhäutige Menschen, die in Hauseingängen kauern, Elend.

Ich verspüre wenig Motivation, mich hier zu vergnügen, obwohl die Stimme im Kopfhörer von der bunten, fröhlichen kulturellen Vielfalt Kapstadts schwärmt. Wir fahren zur unteren Seilbahnstation des Tafelbergs hinauf.

Klar wollen wir nach oben. Oh, miste! Sie ist closed, fährt heute nicht, es  ist zu windig. Aber wenigstens die Sonne scheint, und wir können auch von hier einen wunderbaren Panoramablick auf Kapstadt und das Meer genießen. Dann geht’s weiter zu den touristischen Küstenstränden, die schon oft als Filmkulisse dienten, um Miami Beach zu simulieren. In Bantry Bay kostet ein Parkplatz so viel wie anderswo ein ganzes Wohnhaus, hören wir. Gleichzeitig sehen wir immer wieder nur dunkelhäutige Menschen arbeiten, in Mülleimern nach etwas Verwertbarem stöbern, auf Parkbänken schlafen oder Zeugs, das niemand braucht, Touristen anbieten. IMG_1655Die Erfüllung des Traums von einem kunterbunten Miteinander aller Südafrikaner in vereinter Diversität scheint zumindest was Gleichberechtigung und gleiche Chancen für alle angeht, noch Lichtjahre entfernt. Wir verweilen für einen Cappuccino im Hard Rock Café, und, wow!, es ertönt „Walk and don’t Look back“ aus dem Jahr 1978 und auf einem großen Screen sind Mick Jagger und Peter Tosh zu sehen. Das passt immer noch, auch 40 Jahre später.

Den Abend verbringen wir draußen, an der Waterfront, mit Blick auf das Hafenbecken der Ausflugsboote.

Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es kühl, und wir fahren die 15 bis 20 km in unsere schöne und sichere Unterkunft nach Llandudno zurück. Souverän managt Dieter das Fahren im Linksverkehr inzwischen auch bei Dunkelheit.