Delhi Tag 2

Punkt 9:00 Uhr stand Fahrer Ram vorm Hotel und fuhr mit uns in seinem Suzuki Swift (Maruti in Indien) durch Old Delhi. Mein Gott, was für Bruchbuden! Und davor und darin und dahinter, übereinander, untereinander, überall Menschen, die geschäftig ihre Waren anbieten. Erste Station: das Rote Fort. Ram wartete im Auto, wir konnten zwei Stunden gucken. Riesige Mauern aus rotem Sandstein.Tickets für Foreigners 250 Rs, für Einheimische 20 Rs, dann Sicherheitskontrolle und – potzblitz, wer hätte das gedacht – Schmuck, Handicrafts, Schals. Die Verkäufer waren noch am Aufbauen. Wir hatten also eine gute Zeit erwischt, um die Ruinen des einst prächtigen Anwesens eines Mogulkaisers aus dem 17. Jahrhundert zu bestaunen.

Der gold- und edelsteinverzierte Pfauenthron, der einst in der Diwan-i-Khas, der privaten Audienzhalle stand, wurde im 18. Jahrhundert von den Persern geklaut, und der größte Teil des Orientzaubers wurde in dämlichen Kriegen zerstört. Phantasie war gefragt. Wir schlenderten durch die Gärten, genossen unser Wasser im Schatten und erlebten ein Stück Arbeitsalltag von indischen Frauen, die unter männlicher Aufsicht in der Hocke oder gebeugt  Hecken und Garten bearbeiteten.

Dann ging’s wieder durch Old Delhi. Stau, Hupen ohne Ende, und trotzdem ankommen, bei der größten indischen Moschee, Jama Masjid. Am Eingang war ich nicht anständig genug gekleidet, musste mir so ‘nen abgetragenen, ausgefransten Umhang von Männern überziehen lassen. Barfuß mussten wir über heiße Steine gehen, für den großstufigen Aufstieg zum Turm 20 Rupien hinlegen, dann durften wir von oben auf Delhi schauen. Der fromme, junge Mann, der uns begleitet hatte, legte uns lächelnd das muslimische Viertel da unten ans Herz. Wir sahen: Armut totale. Und als er nach dem Abstieg seine Hand ausstreckte und “tip” sagte, konnten wir ihm nicht mal ein Trinkgeld geben: Wir hatten nur große Scheine.

Auf zum Hindutempel

Auf zum Hindutempel

Weiter ging es zum Swaminarayan Akshardham, einem der größten Hindu-Tempel Indiens. Wau! Was für eine Pracht und Lebensfreude im Vergleich zur Moschee. Für Toleranz, Spiritualität und Frieden bauten die Anhänger von Swami Maharaj diesen Tempel, der seit 2005 jedem offen stehen soll. Hier musste am Eingang alles abgegeben werden, Security-Check bis zur unteren Gürteltasche. Aber drinnen fängt man unweigerlich an zu träumen: Gold und Glanz und Größe für alle, Frieden, Freiheit und Futter für alle, ohne Ausrufezeichen.

Und dann fuhr Ram uns zum Mittagessen. Lange Schlange vor dem Lokal, aber Rams deutsche Gäste durften vor. Dieter bestellte Paneer Bhujia, leckeres Gemüse mit Ei und ich Mix Veg Jalfraji, super leckeres Gemüse in Tomatensoße – die Pleite vom Vorabend war mehr als vergolten.

 

Noch zwei weitere Delhi-Must-have-Seens haben wir tatsächlich mitgenommen: das Grab des Humayun – gilt als Vorläufer des Taj Mahal in Agra und ist wieder so ein Unesco-Welterbe – und das Bahai House of Worship of the Indian Continent, den Lotustempel. Ein Perser hatte im 19. Jahrhundert versucht, Elemente aus allen Weltreligionen zusammenzuführen, und entstanden ist dieses architektonische Prachtwerk in Form einer Lotusblüte. Es erinnert wohl trotzdem ein wenig an die Oper in Sydney. Wir haben den Besuch hier gerade noch vor Eintrittsende geschafft, die Sonne war schon im Begriff, unterzugehen.

Vorm Lotustempel

Vorm Lotustempel

Und dann konnte endlich Ram seine heroischen Fahrkünste  unter Beweis stellen: Feierabendverkehr in Neu Delhi. Unglaublich, was dieser Vater von drei Kindern, – zu seinem Elend davon auch noch zwei Töchter, die verheiratet werden wollen ( das kostet!!) –  denen er allen eine ordentliche Ausbildung an Privatschulen finanzieren möchte, heute geleistet hat. Bei dem Höllenfahrstil – mal kurz auf ‘ner sechsspurigen Straße wenden oder als Geisterfahrer dem Gegenverkehr entgegen – da kam selbst der fahrtechnisch versierte Dieter ins Staunen. Jetzt hätte ich es fast vergessen: Natürlich konnten wir auch Ram nicht verwehren, im Shopping-Paradies Delhi “Gucken” zu gehen. Er muss doch seine Familie ernähren. Wir bräuchten wirklich nur zu gucken, bei den  günstigsten, seriösesten, regierungszertifiziertesten … Ich hab ein neues Tuch: Beim Autofahren mit Klimaanlage ist es nämlich immer so kühl.

 

 

 

 

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