Delhi am Tag – oh, mein Gott!

Wir haben uns auf die Straße gewagt, bei 38 Grad, Richtung Connaught Place, ca. 1,5 km von unserem Hotel entfernt. Linksverkehr, Hupen, Chaos…dabei wollte ich doch ganz souverän und gelassen bleiben.

Nach hundert Metern hatten wir den ersten freundlichen Inder an den Hacken: “Where are you from? Where do you go.? How long do you stay?” Wir wollten doch nur mal gucken! Und auf der Straße rauschte der Verkehr. Der zweite war schon in Deutschland gewesen, er konnte etwas besser Englisch. Er wollte wissen, wieviel wir denn für unsere geplante Rajasthantour bezahlen würden. Beim Verabschieden standen wir gerade vor einem Tourismusbüro, inzwischen gefühlte 40 Grad, also nichts wie rein. Drinnen herrliche 25 Grad, wieder Einer, der schon in Deutschland war. Er hat uns ‘ne Sightseeing-Tour verkauft. Machte auf uns einen seriösen Eindruck, und wir waren froh, dass wir von Delhi dann wenigstens morgen etwas zu sehen bekommen würden. Auf seine Empfehlung hin haben wir uns ‘ne Rikscha genommen und Amar aus Agra, unseren Motor-Rikscha-Fahrer kennengelernt.

Zuerst mit ihm zu Vodafon, SIM-Karte organisieren. Dann kamen wieder die Fragen, die immer nur auf das Eine hinauslaufen: Wieviel bezahlt ihr? Und dann: Viel zu teuer, bei mir ist es günstiger. Trotzdem, ich nahm ihm die Fürsorge ab. Dann fuhr er uns ins  “Emporium”, war uns schon von dem aus dem Tourismusbüro empfohlen worden. Wir gehen rein, eigentlich hatte ich ein Einkaufszentrum, wie wir es kennen erwartet: Es war  ein fünfstöckiges Haus, unten Schmuck, “nehmen Sie Platz, möchten Sie einen Tee?”  Wir wollten bloß mal gucken! Vielen Dank. Dann: Stoffe, Saris, Textilien. “Have a seat, what would you like to drink?” Ich weiß nicht, warum wir uns auch noch in die Kaschmir-Teppich-Abteilung haben lotsen lassen. Marcel, ich muss dich wohl an dieser Stelle beruhigen: Nein, der Postbote wird keinen Seidenteppich aus Kaschmir liefern. Draußen wartete Amar. “Too expensive? I’ll show you another emporium”.- “No, we don’t want”. Nach 300m hielt er an und fragte, ob wir ihm denn einen Gefallen tun würden. Er bekäme 200 Rs, wenn wir in den nächsten Laden gehen würden. Wir bräuchten auch nur zu gucken, nichts kaufen. Wir mochten ihn inzwischen und konnten ihm den Gefallen nicht verwehren. Wieder Schmuck, Stoffe, Handicraft. Ich sag jetzt nicht, was ich gekauft habe, ist mir echt peinlich. Nur soviel: Es hat umgerechnet acht Euro gekostet und überall auf der Welt wird man es sicher für 50 Cent bekommen. Und Amar bekam seine Provision.  Wir wollten doch nur mal gucken!  Ich weiß jetzt allerdings was auf Hindi: “Ich möchte nichts” heißt: Nahi chaiíya! Vielleicht klappt es damit in den nächsten Wochen ja  besser. Wir haben den Rest des Tages lieber im Hotel verbracht. Beim Abendessen, das laut Zimmerkarte im Restaurant des Hotels eingenommen werden konnte, haben wir dann noch gut abgelacht: Wir befanden uns allein im Frühstücksraum, auf den Nachbartischen waren die Stühle hochgestellt, und ein Angestellter, der schon zum zweiten Mal am Tag wegen uns Schweißperlen auf der Stirn hatte, (das erste Mal war es wegen des Safes) hatte es geschafft, für uns beim Nachbarimbiss ‘ne Tomatensuppe und gebratene Nudeln zu organisieren. Dazu Dieter ein Bier und ich einen Apfelsaftnektar. Ein zweiter “Kellner” fragte dann, ob er Musik anmachen sollte. Klar!

Ein Gedanke zu “Delhi am Tag – oh, mein Gott!

  1. Na dann bin ich ja beruhigt. :D Ganz toll geschriebener Eintrag, weiter so.
    38°C! Wow. Ich war gestern bei 15°C im Regen Rudern. :/ Euch noch ganz viel Spaß, liebe Grüße
    Marcel

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