Mittwoch, 8.8.2018 Third Bridge Tag 3
Und wieder geht um 7 Uhr die Sonne auf.
Man gewöhnt sich schnell an den Rhythmus: Aufstehen bei Sonnenaufgang, schlafen gehen nicht weit nach Sonnenuntergang. Auch AnDie, unser Maskottchen, genießt die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen auf dem Geländer unserer komfortablen Kudu-Zelt-Terrasse. Mittags hält Dieter das Faulenzen nicht mehr aus. Er will wieder los, ab in den Tiefsand. Wir können ja auch nicht bis ans Ende der Welt fahren ohne dort die Umgebung zu erkunden. Also machen wir uns auf, den Mgoma-Loop zu fahren, der an einer Bootsstation enden soll. Wer weiß, vielleicht kommen wir dort ja doch noch zu unserer Einbaumfahrt? Nicht weit von unserem Camp begegnen uns die ersten Warzenschweine, Gnus und Buschböcke.
Immer wieder faszinierend zu beobachten! Die Piste wird tiefsandiger, aber Dieter hat ja inzwischen Übung! Toll, macht er das! Gerade als er mit Schwung eine Kurve genommen hat, versperrt ein entgegenkommendes Fahrzeug uns den Weg. Ach herrje! Was machen wir denn jetzt? Das Auto steckt im Sand fest und mit ihm Npete, Jinny und eine Frau, alle drei Mitarbeitende von unserem Camp. Obendrein ist auch noch ihr Anlasser kaputt, die Karre springt nicht mehr an. Oh, nein! Das passiert sogar den Einheimischen? Ich frage, ob sie wenigstens Funkkontakt zum Camp haben? „No, der Akku ist leer“. Das ist ja ein Albtraum! Dieter strahlt wie immer Zuversicht aus.
Zuerst versucht er deren Wagen mit einer an unserem Mobil befestigten elektrischen Seilwinde herauszuziehen. Jinny weiß sofort, wo das Teil anzubringen ist, Npete sitzt am Steuer. Es tut sich nicht viel, das heißt, ihr Auto wird zwar ein paar Meter nach vorn gezogen, doch reicht das nicht, um den Motor wieder in Gang zu setzen. Wir nehmen drei weitere Anläufe, Jinny und wir beiden Frauen schieben und geben alles, es klappt nicht. Dann hat Dieter eine neue Idee. Er fährt unser Auto weiter rückwärts zurück, um sodann vorwärts mit den Rädern aus der ausgefahrenen Sandspur auf das höhere Gras zu kommen und so auch das andere Auto auf festeren Boden zu bringen. Beim ersten Mal wieder kein Erfolg. Beim zweiten Anlauf auch nicht. Aber wir geben nicht auf, und beim dritten Mal wird auch das andere Mobil aus dem Sand gezogen und, unglaublich, der Motor springt an. Es ist enorm, was unser Camper für eine Power hat, Wahnsinn! Die drei sind überglücklich! Ich frage, was sie gemacht hätten, wenn wir nicht vorbeigekommen wären? „Im Auto übernachtet und gewartet, bis jemand kommt“. Na toll! Und nicht einen Tropfen Wasser haben sie dabei! Wir geben ihnen zwei Flaschen und freuen uns, dass wir helfen konnten. Ein paar Minuten später erreichen wir den Bootssteg. Dort liegen ein Mokoro und eines dieser Motorfloßboote, auf denen wir gestern schon gefahren sind. Ein Verantwortlicher für diese Flotte kommt herbeigelaufen und stellt sich als Paul vor. Nein, im Mokoro wird auch hier nichts angeboten, aber wenn wir möchten, würde er uns im Motorboot…Wir lehnen dankend ab. Paul erzählt, dass drüben auf der Insel ein Luxuscamp sei, in das er heute Abend die per Flugzeug in Xakanaxa landenden Gäste übersetzen werde. Zur Zeit würden da auch zwei Leute aus Deutschland verweilen. Woher wir denn kämen? „Aus Hamburg“. – „Ja, die auch“. Na sowas!Wir wissen, dass diese Leute für solch einen Dreitagetrip ins Moremi Wildreservat pro Person locker 10000 Euro und mehr hinblättern müssen. Dann ist die Tiefsandfahrt und die Bootsübersetzung zur Insel ins Camp mit Verpflegung inklusive. Wer macht denn das? Ist da etwa schon wieder mein ehemaliger Chefredakteur zugegen, der doch auch die Dünenfahrt in Swakopmund mit Eckehard für eine Dokumentation unternommen hat? Leisten könnte er sich’s jedenfalls. Wir lassen Paul, egal wer sie sind, die beiden Hamburger, grüßen und fahren ohne weitere Zwischenfälle in unser Camp zurück. Es ist unser letzter Tag hier in Third Bridge, einem definitiven Höhepunkt unserer Reise. Ein letzter Sonnenuntergang mit frei lebenden Impalas, Buschböcken, Gnus, Giraffen und Warzenschweinen.
Wir übernachten trotz komfortablerer Betten im Kudu-Zelt ein letztes Mal auf dem Dach unseres Autos. Mitten in der Nacht beobachte ich, wie ein Elefant vorbeikommt, Hyänen über den Platz laufen, Dieter schläft tief und fest, ich wecke ihn nicht. Mich ängstigt es nicht mehr. Ich sage tschüß zu den wilden Tieren unter einem gigantischen, überwältigenden Sternenhimmel.