Vom 11. bis 16. 12. Badeurlaub in Varkala am Arabischen Meer

Am Donnerstag, unserem 11. Ashram-Tag, haben wir zum letzten Mal alles mitgemacht: Meditation und Satsang um 6:00 Uhr, Yoga um 8:00 Uhr und Frühstück um 10:00 Uhr. Ruaidhri, Deidre und Dermot, die sympathischen Iren, waren schon einen Tag vorher nach Varkala aufgebrochen. Sie hatten genug von dem strikten Tagesablauf im Ashram, und uns reichte es nun auch. Gestern war noch ein Tagesausflug mit Boatstrip für Freitag zu Keralas Backwatergebiet angekündigt worden. Der Bus sollte am Ende der Tour in Varkala halten. Das könnten wir doch noch mitnehmen! Wir schafften es, zu arrangieren, dass wir am folgenden Tag in Kollam zusteigen würden. Für heute kamen wir gegen 13:00 Uhr endlich los. Wir waren wieder allein unterwegs, und fühlten uns herrlich frei und voll, voller Erlebnisse, die verarbeitet werden wollten. Wir fuhren durch eine feuchte, heiße Dschungellandschaft auf meist gut ausgebauten Straßen, durch Orte mit viel Verkehr und modern verglasten Läden. Südindien scheint viel wohlhabender zu sein als der Norden. Es waren kaum Kühe auf den Straßen, wir kamen an einer Aufzuchtstation für Wild vorbei, es wurden überall Yoga und Massagen angeboten, und es gab mehrere Touristenresorts. Nach etwa zwei Stunden Autofahren kamen wir am Odayam Beach in Varkala an. Wau! Was für eine Oase am Meer!

Man erwartete uns schon und servierte uns sofort einen Begrüßungssaft. Man zeigte uns unsere Bambushütte: Super schnuckelig, mit Veranda, Hängematte und Blick auf den kleinen Strand davor. Um uns herum nur drei weitere Cottages, das Restaurant, und ein angeschlossenes Heritage, aber alles klein und überschaubar. Direkt unter uns eine neu angelegte Bananenplantage, schattenspendende Palmen, und dann kam schon der Strand. Wir sind sofort ins Wasser. Unsere letzten fünf Tage Badeurlaub standen an. Die Wellen kamen regelmäßig, man musste nur hinter die Brandung kommen, damit man entspannt schwimmen konnte. Das Wasser hatte eine Temperatur von etwa 29 Grad, draußen war es mindestens 35 Grad. Keine gefährlichen Quallen oder sonstigen Meerungeheuer in Sicht, purer Genuss! Wir spazierten die Küste entlang nach Norden, alles am Hochufer gut möglich, vorbei an Touristenresorts, die nur spärlich bewohnt oder gar verlassen waren, vorbei an ärmlichen Fischerunterkünften und kleinen Buchten, wo Krähen sich an Abfallresten verköstigten. Über uns Milane, Fisch- und Weißkopfadler. Wir gingen zurück und setzten uns an die Tische, die vom Resort direkt am Strand aufgestellt waren und aßen fürs erste vegetarisch: Butter Paneer Masala und Cashnew Paneer, dazu unsere geliebte Lemon Soda. So lecker!!! Ente war das Leben schön! Hier würden wir es für die nächsten fünf Tage aushalten! Wir wachten gewohnheitsmäßig früh auf, meditierten, machten ein paar Yoga-Übungen und gingen dann schwimmen. Ein Paradies war das hier, wir konnten es immer noch kaum glauben. Ein Chai Masala wurde uns sogar an die Hütte gebracht – die Inder sind in ihrer Gastfreundschaft einfach nicht zu toppen. Dann kam das Taxi nach Kollam, wo wir die anderen für die Backwatertour treffen wollten. Die Armen waren ja schon um 5:20 Uhr geweckt worden und schon lange mit dem Bus unterwegs. Um halb zehn trafen wir die Gruppe, hatten ein super Frühstück zusammen, und ab ging es zum Hafen von Kollam, wo der nette Sajan aus dem Ashram ein Boot für uns gemietet hatte. Wir haben uns riesig gefreut, Tammi, die Amerikanerin und Madoka, die Japanerin noch einmal zu sehen, und ich habe die Hobbyfotografin Katre, die eigentlich aus Estland stammt, aber schon seit neun Jahren in Australien lebt, kennengelernt.

Die vierstündige Bootsfahrt war eigentlich nur deshalb so schön, weil wir sie mit lauter Leuten aus dem Ashram zusammen gemacht haben, und wir so endlich mal Zeit hatten, mit ihnen ausgiebiger zu klönen. Das Backwatergebiet, auf dem wir fuhren, war breit und groß, es soll allerdings auch eines geben, was bis auf die völlig andere Flora und Fauna natürlich an das weitverzweigte Spreewaldgebiet mit den vielen kleinen Flussgabelungen erinnern soll. Danach ging es zu einem ausgiebigen Lunch und dann an den Strand von Varkala, nicht weit von dort entfernt, wo wir unsere Hütte hatten. Allerdings war dieses Varkala richtig touristisch, eine ganze Shopping- und Restaurantmeile am Hochufer über dem langen, goldenen Strand. Und überall wurde der frischeste Fisch, den man sich nur vorstellen kann, angeboten: wir haben Barracuda und Blauen Merlin und King Prawns gegessen, alles super lecker und meist unter 20 Euro für uns beide.

Unglaublich! So plätscherten unsere letzten Urlaubstage dieser wahrlich großartigen Reise friedlich dahin. Morgens schauten wir immer beim Frühstück den Fischern zu, wie sie ihre Netze einholten und ihre Boote an Land brachten, dann ging es auf die schattigen Liegen unseres Resorts, wir schrieben unsere Ashramerlebnisse auf, zwischendurch immer baden im Arabischen Meer, dann Spaziergänge am Hochufer, die letzten Shoppingtouren in Varkala, und abends trafen wir uns mit Dermot, Deirdre, Ruaidhri, Martha aus Polen und Marianne aus Brasilien, die wir noch aus dem Ashram kannten, und die auf ihren Reisen meist alle hier kurz Station machten. An unserem Abschiedsabend bekam ich plötzlich Rückenschmerzen. Merkwürdig: Dieter hatte sich auf der Hinreise noch im Wiener Flughafen verhoben, so dass ich dort sein Handgepäck schleppen musste, und jetzt, am Ende unserer Reise, bekam ich Rückenschmerzen, und er musste meinen kleinen Rucksack schleppen. Ärgerlich, aber das waren in den zweieinhalb unvergesslichen Reisemonaten tatsächlich die einzigen Schmerzen bzw. Krankheiten, die uns plagten. Kein Durchfall, kein Fieber, keine Mückenstiche – nur einmal Blutegel im Chitwan Nationalpark und Flohstiche in Lals Auto. Das ist für Indien doch wirklich eine super Bilanz.

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