Baía da Traição Tag 4

Heute Morgen regnete es noch immer. Ärgerlich! Trotzdem war das Schwimmen im Meer nach morgendlichen Yogaübungen himmlisch! Ich war die einzige weit und breit. Nach dem wie immer reichhaltigen Frühstück mit Mariangelas leckersten Tapiocas Brasiliens machten wir mit Marco in seinem VW-Bus eine Tour ins Indio-Reservat der Potiguaras. In Camurupim hatte er für uns ein Boot geordert, in dem uns Kapitän Bilunga den Río Mamanguape hinunterfuhr. Plötzlich hielt Bilunga an, machte den Motor aus und rief: “Peixe Boi”. Wir sahen zunächst nur eine große, graue Flosse vor einem ankernden Fischerboot. Bilunga stakte das Boot näher heran. Und da hob tatsächlich eine riesige Rundschwanzseekuh – die älteste von den hier heimischen, wie Bilunga uns versicherte und Marco für uns übersetzte – genannt Tico, ihr Maul aus dem Wasser. Was für beeindruckende Zeitgenossen! Relikte aus der Dinosaurierzeit! Tico war fast vier Meter lang. Sechs haben hier, wo die zwei Flüsse Mamanguape und Estiía zusammenstoßen und ins Meer fließen, überlebt. Nur mit der Fortpflanzung würde es nicht klappen. Warum, wisse niemand. Hier im Reservat leben die Seekühe in freier Wildbahn und unter Naturschutz. Früher wurden sie hingegen von den Indios gejagt.

Ansonsten gäbe es sie heute nur noch in einem Zoo. Wir kamen an einer Sandbank mit tausenden von Krabben, die ihre Scheren wie Flügel gegeneinander schlugen, vorbei. Faszinierend! Weiter ging es. Es fing plötzlich an zu regnen, das Wasser peitschte uns ins Gesicht. Zum Glück hatte ich meinen Regenponcho eingesteckt, den ich mir eigentlich für die Wasserfälle von Iguazú gekauft hatte, zog ihn eiligst über, aber die anderen wurden klitschnass. Zunächst legten wir in Coquerinho an mit der Kirche Nossa Senhora dos Navegantes. Es schüttete und wir machten eine kleine Pause unter einem Dach.

Als es zu regnen aufgehört hatte, fuhren wir nach Barra de Mamanguape und Marco führte uns zu einem Manatee -Schutzzentrum, wo wir einen Videofilm über diese seltene Art der Rundschwanzseekühe – leider nur auf Portugiesisch – anschauten. Immerhin verstanden wir, dass es sich bei diesen seltenen Exemplaren um Säugetiere und reine Pflanzenfresser handelte. Beeindruckend! Wir verweilten noch ein paar Minuten am Strand – traumhaft schöner, feinkörniger Sand, keine hohen Wellen, menschenleer zu dieser Jahreszeit, und trotzdem waren eine Bar und ein Restaurant geöffnet.Wir fuhren weiter. Es fing wieder an zu schütten. Eigentlich wollte Marco uns auch noch die Insel mit den Schildkröten zeigen, das mussten wir wetterbedingt leider knicken. Als der Regen etwas weniger wurde, ging es stattdessen zu einem vorgelagerten Korallenriff, das sich kilometerlang wie ein Schutzwall vor der Küste hinzieht. Wir konnten aussteigen und, weil Ebbe war, darauf herumlaufen. Es lagen Tausende von bunten Steinen auf dem Riff, doch als ich ein paar einsammeln wollte, merkte ich, dass sie fest miteinander und mit dem Untergrund verwachsen waren. Es gelang mir lediglich, einen einzigen mit dem Fuß loszutreten. So habe ich nun einen Korallenstein für unsere Reiseandenkensammlung auf dem Kamin. Plötzlich schrie Kimi: “Da ist ein Delphin”. Tatsächlich. Zur offenen Meerseite hin konnten wir ihn beobachten.

Marco erzählte, dass sie manchmal auch hinter das Riff schwimmen würden, und man sie dann von seiner Pousada aus sehen könne. Wir freuten uns, dass wir diesen Trip mit Marco unternommen hatten, trotz des Regens. Gegen 15:00 Uhr legten wir wieder am Ausgangspunkt an, unser Bootsfahrer bekam seinen Lohn, und Marco fuhr uns zur Pousada zurück. Wir merkten uns die Strecke und kehrten in unserem GOL zum Essen noch einmal nach  Camurupim zurück. Es gab leckere Camarão mit Reis, Maniokmus und Salat. Das können die Indio-Brasilianer. Plötzlich rief jemand “Peixe Boi”, und tatsächlich tauchte eine äußerst zutrauliche Seekuh am Ufer auf. Sie war sogar bereit, sich von einem brasilianischen Jungen und von Kimi füttern zu lassen. Sowas! Wann hat man schon mal die Gelegenheit, einem Urtier ins Maul zu schauen und ihm eine Mohrrübe zu verabreichen? Es war für alle ein beglückendes Erlebnis.

Wir fuhren den Matschweg – heute kannten wir uns mit den schlechten Straßenverhältnissen ja schon besser aus, und selbst ich war nicht mehr so ängstlich – gerade noch rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit zurück und verbrachten unseren letzten Abend in Baía da Traição auf dem Dorfplatz, wo die Wellen bei Flut hoch über die Mauer spritzten, und ehrgeizige, kleine Brasilianer so geschickt Fußball spielten, dass ein Fiasko wie bei der letzten WM für Brasilien mit Sicherheit auszuschließen ist.

Wir genossen einen letzten Caipi, ein letztes Brahma am Abend in dieser schönen Bucht von Baía da Traição.

2 Gedanken zu “Baía da Traição Tag 4

  1. Huhu Ihr Lieben! Immer wieder erstaunlich und großartig, was ihr alles so seht und erlebt! Habe nach einer Pause mal wieder geschafft, nachzulesen. Wisst Ihr, warum der Cristo grün war am 17.3.? Das war St. Patricks Day, der Tag des Schutzheiligen des Iren. An diesem Tag sind überall auf der Welt Denkmäler und dergleichen grün angestrahlt, weil es überall auf der Welt Iren gibt. Wie es um den Roland (für Kimi und Dieter: Wedels Marktwächter) stand, weiß ich nicht… Gibt es Iren in Wedel? Keine Ahnung, aber was Irres gab es bei der AJC-Party: Andreas G. ist mit Frau und Hund aus der Schweiz angereist. Na, Andrea, jetzt ärgerst du dich doch, dass du nicht da warst, nä? Egal, in fünf Jahren gibt es die nächste Party, man ist gespannt, wen man dann (noch) trifft. Weiterhin viel Spaß und tolle Erlebnisse wünschen Euch Uli (grad zu Besuch), Gunnar und Anja

    • Toll, von euch zu lesen. Wir sitzen gerade auf dem Flughafen. Es geht heimwärts. Bis bald

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.