Dienstag 10.7.2018 Kapstadt Tag 2

Dienstag 10.7.2018 Kapstadt Tag 2

Wir schlafen richtig gut aus und starten den Tag auf unserer paradiesischen Terrasse im Sonnenschein.

Gavin und Max begrüßen uns freundlichst und Gavin erzählt von den Wasserproblemen des letzten Monats. Sie hätten nicht mehr als sieben Liter pro Person verbrauchen dürfen. Gott sei Dank sei das jetzt wieder vorbei. Vor zwei Wochen hätte es geregnet. Deshalb also sind auch hier noch überall Hinweisschilder mit der Aufforderung, keinen Tropfen Wasser zu verschwenden: Klospülung nur bei „Groß“, Abwaschen in zwei Litern Wasser pro Tag, Duschen nicht länger als zwei Minuten usw.

Gavin hat Lindy erst vor acht Jahren geheiratet, beide sind hier geboren, zusammen zur Schule gegangen, haben sich dann zwanzig Jahre aus den Augen verloren,  anderweitig geheiratet, Kinder gekriegt, geschieden, und dann haben sie sich wiedergefunden. Jetzt wohnen alle ihre Kinder in der Nähe, und wenn die Enkelkinder zu Besuch kommen, sei das wie ein Tornado. Wir packen unsere Badesachen und fahren den berühmten Chapman’s Peak Drive entlang, eine pittoreske Küstenstraße  am Atlantik nach Noordhoek runter.

Baden wollen wir lieber auf der anderen Seite, im indischen Ozean, wo es wärmer sein soll. Auf den Straßen mehrere Baustellen. Immer werden wir von Farbigen oder Schwarzen weitergeleitet, meist schwenken sie wild eine rote Fahne, was bedeutet “durchfahren“.  Wenn wir ihnen beim Passieren ein Dankeschön zuwinken, freuen sie sich, als hätten wir Ihnen gerade einen Hundert-Euroschein zugeworfen. Faszinierend! Es geht rüber nach Fish Hoek, St. James und Muizenberg, am Straßenrand huschen viele Dunkelhäutige, meist junge Männer, entlang. Weiße fahren Auto. Alle Bauarbeiter sind Farbige oder Schwarze, alle Straßenkehrer und Müllleute sind Farbige oder Schwarze, auf jedem Parkplatz werden wir von Farbigen oder Schwarzen in die Parklücken gewinkt, und jedes Mal versprechen sie uns freundlichst, gut auf unser Auto aufzupassen. In Muizenberg Beach feinster Sandstrand, ein südafrikanischer Touristenort par exellence. Hier tobt das Strandleben.

Ein dunkelhäutiges Baby mit Pudelmütze auf dem Kopf wird gestillt – es ist Winter in Südafrika. Andere gehen schwimmen, schwarze und weiße Kinder, die meisten surfen in Neoprenanzügen. Es weht eine kühle Brise,  und obwohl wir uns fürs Baden ausgestattet haben, lassen wir es: Es sind 15 Grad im Indischen Ozean. Stattdessen trinken wir einen Cappuccino in einer afrikanischen Strandbar und entscheiden uns, doch schon heute zum Kap zu fahren. Wir erreichen den Cape Point gegen 15:30 Uhr und fahren mit der Seilbahn zum alten Leuchtturm hinauf.

Wir sind nur zu viert in der Bahn, die meisten Touris sind wohl schon wieder weg. Wir steigen die Stufen zum alten Leuchtturm hinauf. Er wurde am höchsten Punkt errichtet, was sich als fataler Fehler herausstellte, da aufsteigender Nebel die Kraft seines Leuchtfeuers schmälerte, so dass es nicht mehr erkennbar war und viele Schiffe an den Felsen zerschellten.

Es gibt einen neuen, weiter unten. Wir schauen auf die zwei Ozeane, die hier ineinanderfließen. Jedenfalls glauben wir dies. In Wirklichkeit stoßen die beiden Meere 200 km weiter süd-östlich zusammen am Kap Agulhas, dem tatsächlich südlichsten Punkt Afrikas. Aber welchen Touri  interessiert das bei diesem Schauspiel hier! Was für ein beeindruckendes Fleckchen Erde! Und überhaupt, vorgestern waren wir noch in Hamburg und jetzt sind wir fast 10000 Kilometer weiter südlich. Nach Berlin sollen es 9575 km sein heißt es auf dem Schilderkreuz am Cape Point. Wir verweilen, schauen zum Horizont und versuchen zu realisieren, dass wir tatsächlich hier sind. Dann entdecken wir einen schmalen Pfad an der Steilküste entlang, der zum neuen Leuchtturm führt. Hin und zurück soll man 1,5 Stunden brauchen. Dann werden wir die letzte Abfahrt mit der Seilbahn nicht mehr schaffen. Wir gehen trotzdem los. Tatsächlich kommen uns einige entgegen, und wir sind die einzigen dort unten. Schön ist es hier. Es zieht Nebel auf und total plötzlich ist der alte Leuchtturm überhaupt nicht mehr zu sehen. Wir eilen zurück und schaffen es gerade doch noch, die letzte Seilbahn zu ergattern. Auf der Rückfahrt halten wir bei einer Pinguinsiedlung. Das Center hat zwar schon geschlossen, aber wir kommen in den Genuss, diese faszinierenden Tiere, die sich so rührend als Paar gemeinsam um das Ausbrüten des Eies und um die Aufzucht ihres Kindes kümmern, kostenlos am Strand zu beobachten.

Gegen 18 Uhr geht hier im Winter die Sonne unter. Wir erleben dieses Naturschauspiel am schönsten Aussichtspunkt der Küstenpanoramastraße, am Chapman’s Peak.

Supi! Dann fahren wir Essen nach Hout Bay, ins Restaurant „ Dunes“, wo es uns schon gestern gut gefallen hat. Die freundliche Bedienung fragt „wieder das gleiche wie gestern?“ wir verneinen und fühlen uns schon geradezu heimisch hier.K640_IMG_1622