Montag 16.7.2018 Sesriem / Sossusvlei Tag 2

Montag 16.7.2018 Sesriem / Sossusvlei Tag 2

Mein Gott, war das eine stürmische Nacht! Mit Donner und Blitzen und Regen, die gar nicht zu dieser Jahreszeit hierher gehören. Was haben wir für ein Glück gehabt, dass wir nicht in unserem Dachzelt auf dem Auto haben schlafen müssen! Klimawandel in Namibia? Als wir gegen 7 Uhr aufwachen, pfeift immer noch ein kalter Wind ums Haus. Wir hatten schon gestern davon Abstand genommen,  ganz früh zum Tor des Naukluft Nationalparks zu fahren, denn den Sonnenaufgang an der Big Daddy Düne können ja eh nur die Leute erleben, die einen Platz im immer ausgebuchten Camp innerhalb des Parks ergattern konnten. Und das Tor macht erst um 7:45 Uhr auf.

So freuen wir uns, ohne das Gefühl, etwas zu verpassen, uns einfach noch einmal im Bett umdrehen zu können. Gegen neun frühstücken wir – windbedingt drinnen in unserem Zelt aus Stein – und genießen die Sicht statt von der Terrasse durch das Fenster auf den Kameldornbaum mit dem faszinierenden Nest der Siedelweber, spatzenartige Vögel, die dort unter einem Dach als Großfamilienkommunen hausen, und auf die beeindruckende afrikanische Weite mit den schroffen Bergen am Horizont.

Wir trödeln vor uns hin, ich lade drüben an der Bar afrikanische Musik runter, von dem deutsch-namibischen Musiker Ees, der hier geboren aber mittlerweile in Köln lebt und bereits 20 Alben veröffentlicht hat, und von dem seit 2002 bestehenden Trommelprojekt Ongoma, gegründet von einem schwarzen und einem weißen Namibier, eine Gruppe, die immer noch in wechselnder Besetzung Musik macht und im Windhuker „Warehouse“, dem angesagtesten Club der Stadt, auftritt. Den Musikschuppen haben wir leider verpasst, schade! Aber nun können wir bei unseren kommenden Pistentouren wenigstens namibische Musik hören. Als ich zurückkomme, signalisiert Dieter: „Guck mal!“ Wow, was ist denn das? Ein großes, schwarzes, kuhähnliches Tier spaziert gemächlich am Camp vorbei. Ein Gnu, Supi! IMG_1818Gegen 11 Uhr brechen wir zum Nationalpark auf. Alles unkompliziert, keine Warteschlange am Eingang. Wir fahren die 65 km auf einer asphaltierten Straße, meist geradeaus, durch eine endlos scheinende,  beige-braun-ocker- am Horizont rötliche Wüstenlandschaft. Nur ab und zu begegnen  uns Touribusse oder Geländewagen, meist sind wir allein. Als wir nach 60 km am Endparkplatz für die zweiradangetriebenen Fahrzeuge ankommen, halten wir. Dieter will nicht schon heute, bei dem Wind und unbeständigen Wetter unseren Vierradantrieb auf die Probe stellen. Also lassen wir uns altersgerecht im Shuttle zu der Big-Daddy-Düne fahren. Auf der Hintour sind wir die einzigen. Es geht durch Tiefsand. Dann heißt es aussteigen.  Leute warten schon auf den Rücktransport. Wir marschieren dort entlang, wo alle gehen oder uns entgegenkommen. Der Wind ist heftig, und man muss Augen und Ohren schützen. Ein paar wagemutige Touris versuchen, auf die große Düne zu klettern, aber geben auf. Der Wind bläst einfach zu stark.  Das Vlei liegt immerhin 570 Meter über dem Meeresspiegel und die Dünen ragen daraus noch einmal soviel Meter heraus, weshalb sie auch als die höchsten Sanddünen der Welt beworben werden. Superlative machen sich für Touristen immer gut. Nach ein paar Minuten erreichen wir das Deadvlei, ein Tal mit lauter toten Kameldornbäumen. Die Sonne kommt raus, es wird schnell heiß. Wahrscheinlich können wir froh sein, dass es gestern geregnet hat. Dadurch ist der Sand fester, und es geht sich leichter. Und es staubt nicht so. Gut, dass wir ausreichend Wasser dabei haben. Man hat hier schnell einen trockenen Mund und  möchte ständig trinken. Nein, wir rennen nicht die Düne runter, wie wir das vielleicht noch vor zehn Jahren gemacht hätten, wir stapfen ein Stückchen auf dem Dünenkamm entlang und machen uns gemächlich auf den Rückweg. Wir melden uns beim Sossusvlei Hauptcamp zum Abendessen an und dürfen kommen. Gestern war kein Tisch für uns frei, alles von den Gruppenreisenden ausgebucht. Heute soll es klappen. Als wir gegen 19 Uhr dort eintreffen, trauen wir unseren Augen kaum: da wird jeden Tag ein Büfett aufgefahren, aber wirklich vom Feinsten. Mindestens acht verschiedene Sorten Fleisch, Oryx, Warzenschwein, Gnu, Elenantilope und, und, und, drei Sorten Fisch, Gemüse, Vorspeisen, Desserts von Passionsfrucht bis Schwarzkirschtarts und Käseplatte – alles ist zu haben. Gegrillt wird draußen – heute Abend ist es möglich, denn der Wind hat sich gelegt. Wir schlemmen bis zum Umfallen und fahren dann zurück zu unserem so gemütlichen Steinhäuschen in der Wüste, ins Desert Camp.