Dienstag, 31.7.2018 Divundu Tag 2

Dienstag, 31.7. 2018 Divundu Tag 2

Morgens, kurz nach Sonnenaufgang, steigt Nebel auf aus dem Kavango.

Wir genießen den Ausblick und dieses schöne Luxuszelt. Nachmittags lassen wir uns von zwei Namibianern, Theo und sein Lehrling Franky, den Kavango hinauf- und hinunterschippern. Die Leute freuen sich über uns, weil sie so Arbeit haben. Theo erklärt, dass der Fluss Kavango heiße, und nicht Okavango, wie wir dachten. Zunächst geht es ein Stückchen flussaufwärts, zu einer Insel, auf der sie uns aussteigen lassen und uns die Popa  Falls zeigen. Das sind Stromschnellen mit einer Fallhöhe von vier Metern, Potzblitz!, die allerdings nur im afrikanischen Winter zu sehen sind, wenn der Kavango sich durch den großen Felsriegel aus Quarzit schlängelt, der sich über einen ganzen Kilometer Breite erstreckt. Im Sommer ist er überflutet, so dass keine Popa Falls mehr zu sehen sind.

Dann geht’s flussabwärts, vorbei an unserem Zelt und an vielen anderen Lodges, von deren Existenz wir keine Ahnung hatten.

Plötzlich sehen wir ein Krokodil, wau!

Baden ist hier wirklich nicht angesagt. Und dann kommen wir zu den Hippos. Theo erzählt, dass Hippos schon mehr Menschen angegriffen hätten als Löwen. Erstaunlich, und ich dachte immer, diese Pflanzenfresser seien gar nicht aggressiv. Aber wenn ich sie so genauer betrachte, tatsächlich, sie gucken uns ganz schön böse an!

Und wir sind so nah dran! Recht haben sie. Immer drängelt der Mensch sich in den Vordergrund. Was Theo und Franky heute ihre Existenz sichert, bedroht womöglich morgen den Lebensraum dieser Urzeittiere. Die afrikanische Sonne beginnt sich wieder zu senken. Uns wird ein kleiner Snack mit Kaltgetränk angeboten, und wir wollen unsere Guides nicht zuschauen lassen. Franky freut sich sehr und greift ordentlich zu, Theo hat keinen Appetit.

Wir tuckern langsam zurück. Gern und strahlend posieren unsere beiden Guides für ein Abschiedsfoto und witzeln noch, dass man darauf ja doch nur ihre Zähne sehe.

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Abends essen wir noch einmal in dieser schönen Lodge. Von den Dachbalken schaut uns ein Schleiereulenpärchen zu.

Montag, 30.7.2018 Von Rundu nach Divundu Tag

Montag, 30.7.2018 Von Rundu nach Divundu am Kavango Tag 1

Gegen 9 Uhr beobachten wir, wie Männer und Frauen Wasser aus dem Kavango in Kanister schöpfen, wohl für die noch nicht angeschlossenen, ärmlichen Behausungen in der Vorstadt.

Zurück geht es durch diese nach Windhuk immerhin zweitgrößte Stadt Namibias mit über 60000 Einwohnern, Bevölkerungszahl steigend. Wir fahren durch die Hauptstraße, es tobt das afrikanische Leben. Möbelgeschäfte reihen sich an Banken, wir passieren mindestens drei Tankstellen, einen Markt und dann fahren wir wieder an den ärmlichen Behausungen der Vorstadt vorbei. Aber immerhin, Schulkinder sind auf dem Weg zur Schule oder zurück in ihre meist von  einem Zaun umgebenden Familienhütten. Was müssen die frieren in diesem afrikanischen Winter!

Wir fahren die gut ausgebaute, asphaltierte B8 entlang, immer geradeaus. Am Straßenrand tauchen gelegentlich Rundhütten auf, Menschen sitzen zusammen, Kinder spielen, manchmal winken sie uns zu.  Ziegen oder Rinder laufen über die Fahrbahn. Gut, dass wir uns inzwischen Musik von Touré Kunda, Myriam Makeba, Paul Simon, Shaka Zulu und, ja, auch den Lion King runtergeladen haben. „Hakuna Matata“, das von Elton John und Tim Rice für ihr Musical so wunderbar in Musik gefasste Swaheli-Sprichwort, das bedeutet „Es gibt keine Probleme“! Um 13 Uhr brauchen wir eine Trinkpause. Links geht es zu einem Zeltplatz, der nirgends in unseren Reiseführern verzeichnet ist. Dort biegen wir ab. Wir finden ein Paradies, das Camp Ndurukoro, direkt am Kavango gelegen, vor. Leon, ein weißer etwa 40-jähriger Namibianer mit strahlend blauen Augen, begrüßt uns und freut sich, uns seinen originellen Zeltplatz zeigen zu können.

Seine einzigen Gäste sind zur Zeit ein älteres Paar aus Australien, das Namibia per Motorrad bereist, und in einer seiner wenigen Luxushütten mit Flussblick weilt. Wir sind begeistert. Schade, dass wir schon eine relativ teure Cottage in Divundu gebucht haben! Hier hätten wir gern unser Camperleben weitergeführt. Ein Pfau stolziert vorbei. Leon zeigt uns seine sauberen und gut ausgestatteten Toiletten und Duschen, und dann fragt er, was wir denn von der deutschen Bundeskanzlerin, wie heißt sie doch gleich, halten und von deren Flüchtlingspolitik. Bevor wir antworten können outet er sich mit einem unserer Zustimmung gewissen Lächeln als glühender Trumpfan.  Wir müssen ihn enttäuschen. Gegen 14 Uhr erreichen wir Divundu und unsere Lodge ist ein Traum: „Hakuna Matata“.

 

Sonntag, 29.7.2018 Von Tsumeb nach Rundu

 

Sonntag, 29.7.2018 Von Tsumeb nach Rundu

Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir das originelle Theaterhaus in Tsumeb, passieren die Kirche, wo gerade ein gut besuchter Gottesdienst stattfindet, und los geht’s in Richtung Rundu. Bei Grotfontein machen wir einen Abstecher zum Hoba Meteoriten, dem größten, der je auf der Erde gefunden wurde. Er soll 80 Millionen Jahre alt sein und 55 Tonnen wiegen.

Warum ihn kein dem Aufprall entsprechender Krater umgibt, ist bis heute ein Rätsel. Wir posieren auf diesem Konglomerat aus Eisen (82 %), Nickel (17%) und Kobalt (1%), stellen uns vor, wie wir bei der Berührung mit dem Außerirdischen mit friedlicher Energie aus dem Universum aufgeladen werden, und lassen uns bei diesem Ritual von einer Deutschen aus Eimsbüttel, die inzwischen in der Schweiz lebt, fotografieren. 

Weiter geht es. Wir passieren den  Veterinärkontrollpunkt Mururani an der Grenze zwischen kommerziellem Farmland und der kommunalen  Kavangoregion. Schlagartig verändert sich die Landschaft, die Menschen und deren Behausungen. Alles wirkt plötzlich unorganisierter, anarchistischer. Ziegen laufen über die Straßen, Eselskarren werden gezogen, die Hütten am Straßenrand sind rund. Es werden Töpferarbeiten ausgestellt, aber keine Verkäufer sind in Sicht. Menschen schleppen vereinzelt Wasserkanister zu ihren Behausungen.

Es ist Sonntag, keine Schule, wenig los auf den Straßen. Niemand fordert uns zum Anhalten auf. 

Wir erreichen Rundu, die zweitgrößte Stadt bzw. Siedlung Namibias, gegen 16 Uhr. Unsere Unterkunft liegt am Okavango- Fluss und zum ersten Mal sind einige Mosquitos unterwegs. Auf dem Weg zur Rezeption hetzen drei  ältere Paare aus Südafrika an uns vorbei, um vor uns dran zu sein. Äußerst unsympathische Gesellen! Unser Zimmer ist geräumig, die Betten sind von Mosquitonetzen umhüllt, alles ist okay.

Allerdings ist wohl längere Zeit nichts in die Anlage investiert worden. Woher soll das ganze Geld auch kommen? Vielleicht sind ja ausnahmsweise mal schwarze Namibier die Betreiber?

Samstag, 28.7.2018 Tsumeb Tag 2

 

Samstag, 28.7.2018 Tsumeb Tag 2

Wir haben heute Zeit, um uns Tsumeb anzuschauen. Nach dem Frühstück in unserer schönen Theaterkantine

bummeln wir zu Fuß um die Ecke und schon stehen wir vor dem Museum von 1975, dessen Gründerin, die Namibianerin mit Migrationshintergrund,  Ilse Schatz,  sich jahrzehntelang um dessen Bestückung und Pflege verdient gemacht hat, weshalb auch eine Straße nach ihr benannt wurde.

Wir werden von einer älteren Dame hinter der Kasse sogleich auf Deutsch begrüßt. Ja, sie habe Frau Schatz gekannt, sei aber nicht mit ihr verwandt. Sie sei eine sehr strenge Person gewesen und leider im letzten Jahr gestorben. In liebevoller Kleinarbeit ist in dem Museum alles ausgestellt, was man über die Geschichte und die Bewohner Namibias wissen möchte, über die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die San, die Kavangostämme, die Ovahimba, die Hereros, über Tsumeb als alte Minenstadt, über die Flora – hier findet sich auch die uns bereits bekannte Makalanifrucht unter Glas.

Wir schauen und lesen etwa zwei Stunden lang, dann geht’s weiter, die Hauptstraße hinunter.

Auf der rechten Straßenseite ist schon von weitem der Förderturm der einstigen Mine von Tsumeb zu sehen. An diesem Samstag morgen gibt es lediglich an den Bankautomaten längere Warteschlangen,  ansonsten ist alles eher beschaulich. Wir gehen in das Crafts Center, kaufen eine Tischdecke für unseren Gartentisch und dann finde ich doch tatsächlich in einem Ramschladen das Brettspiel, das ich in Swakopmund versäumt hatte zu kaufen, nur in schönerer Ausführung. Hus heißt es, danke Monika für deinen Kommentar und deine Recherche.

Wir schlendern zu dem Hotel rüber, das man uns für heute Abend zum Essen empfohlen hat, im Fernseher läuft Rugby, über der Theke ein deutscher Bergarbeiterspruch von 1907. Wir trinken eine Cola, lassen uns die Speisekarte geben und werden es abends wohl lieber woanders versuchen.IMG_2702 Wir fahren zu Namibias größtem See, dem Otjikoto See, wo die Deutschen auf der Flucht vor den Unionskämpfern ihre Waffen und angeblich auch diverse Diamanten versenkt haben sollen. Einiges wurde tatsächlich geborgen, anderes ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Wir hatten einen schönen großen See, vielleicht gar mit Café erwartet. War nichts, wir sind in Afrika. Der See ist nicht mehr als ein hundert Meter im Durchmesser großes Loch, umrahmt von steilen Felswänden, die verhindern, dass weder Menschen darin baden können noch Tiere daraus trinken. Um Zugang zu dem Gelände zu erhalten, muss Eintritt gezahlt werden.

Immerhin wurden Schilder aufgestellt, auf denen erzählt wird, was alles auf dem Boden des Sees vermutet wird und die verschiedenen Dornengewächse und Kakteenarten, die hier blühen, wurden mit Namen versehen. Erwähnenswert ist der Pythonbaum, der sich wie eine Schlange um andere Bäume windet und diese zum Absterben bringt. Den Abend verbringen wir in dem besten Hotel der Stadt, dem Makalani – Hotel, draußen beim Pool, bis uns die abendliche Kälte zurück und in die Betten treibt.

 

Freitag, 27.7.2018 Von Mobuti Etosha Lodge nach Tsumeb

Freitag, 27.7.2018 Von der Mobuti Etoscha Lodge nach Tsumeb

Wir machen Yoga in unserer geräumigen Lodge und lesen oder schreiben in dieser so herrlich komfortablen Anlage, relaxen auf Liegen im Schatten am Pool, aus dem Servicekräfte alle 15 Minuten die von Bäumen herabgefallenen Blätter fischen. Urlaub in Afrika. 

Erst gegen halb vier entschließen wir uns, nach Tsumeb aufzubrechen. Neben uns fährt ein Güterzug auf einem Schienennetz, das schon zur Kolonialzeit gebaut wurde, also Ende des 19. Jahrhunderts, und das seitdem auch nur an einer Stelle erweitert wurde, von Tsumeb zur angolanischen Grenze. Gegen fünf Uhr passieren wir die Vorortslums von Tsumeb und erreichen unsere Pension nach einer Fahrt durch eine gepflegte Straße mit rot-pink blühenden Pflanzen in den Gärten, die über die Zäune oder Mauern ragen. Wir werden von einer freundlichen, farbigen Angestellten in Empfang genommen, und dann begrüßen uns auch die Besitzer: ein weißer Südafrikaner und eine weiße Namibierin, beide so um die vierzig, beide wirken großstädtisch modern, und sehr distanziert. Wir sind in einem ehemaligen Theater gelandet, unser Gepäck wird vom ältesten Sohn durch den riesigen Zuschauerraum mit an die fünfhundert Plätzen, über die Bühne, backstage hinauf getragen zu unserem Zimmer. Es sind die ehemaligen Umkleideräume der Darsteller. Um sieben finde eine Filmvorführung statt mit anschließendem Grillabend, an dem wir teilnehmen können. Okay. „Dann sollen wir also während des Films durch den Zuschauerraum in den Garten gehen?“ – „Kein Problem“.

Unser Zimmer ist stilecht eingerichtet. In dem großen Bad sind zwei Duschen hintereinander installiert. Super, dann müssen wir uns ja gar nicht mehr für die Dusche anstellen! Um sieben wagen wir den Auftritt auf die Bühne. Der Zeichentrickfilm „Gnome Alone“ läuft auf der Leinwand und der gigantische Zuschauerraum ist leer. Nein, ganz hinten in der Ecke sitzen zwei, drei und auf der anderen Seite noch einmal fünf Kinder oder Jugendliche, alles Weiße wohlgemerkt. Ist solch eine Filmpräsentation etwa das einzige Event in diesem wunderbaren Theater, das ein oder zweimal freitags im Monat stattfindet? Oh Mann, was könnte man daraus alles machen! Die jetzigen Besitzer haben das Theater, das ursprünglich der Tsumeber Minengesellschaft gehörte, vor einem Jahr gekauft. Das Gebäude stand jahrzehntelang leer, nachdem die Minengesellschaft in den neunziger Jahren konkurs gegangen war. Früher war es ein gut besuchtes Kulturzentrum, Kino und Theater für die vielen Minenarbeiter der florierenden Stadt Tsumeb. Die neuen Eigentümer haben sowohl der Außen- als auch der Innenfassade einen neuen Anstrich verpasst und sind immer noch dabei, alles zu einer äußerst originellen Pension umzugestalten. Wir bleiben lange Zeit die einzigen Gäste im umzäunten Vorgarten. Unsere Gastgeber unterhalten sich mit zwei, drei Freunden am Grill, wir werden von ihnen lediglich gefragt, welches Grillfleisch wir denn gern hätten und darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns am liebevoll angerichteten Salatbüfett und dem frisch gebackenen Brot bitte selbst bedienen mögen. DSC00470

Dann treffen doch noch weitere Gäste ein, eine weiße Frau und ein Farbiger mit einem Kleinkind. Sie sprechen Englisch. Wie gehören die drei wohl zusammen? 

IMG_2653Der Vollmond steht direkt über uns. Aber was passiert denn da unten an der rechten Ecke? Da schiebt sich doch ein Schatten vor? Ja natürlich, jetzt fällt es mir wieder ein: unsere Yogafreunde haben heute in Hamburg zu einem  Mondfinsternisübernachten auf ihrer Dachterrasse eingeladen, und wir können nicht dabei sein, weil wir hier in Afrika sitzen! Ihr Lieben, wir denken an euch, und hoffen, dass ihr dieses wunderbare Schauspiel am Himmel genauso klar und deutlich genießen könnt, wie wir hier unten. Ihr habt es allerdings mit Sicherheit wärmer als wir. Wir müssen uns gerade mal wieder dicke Pullover und Daunenjacke holen, oder früh ins Bett gehen.

Beim Betrachten des sich verdunkelnden Mondes erfahren wir von den anderen Gästen, dass die Frau Schweizerin ist und sich für Hilfsprojekte in Afrika engagiert.

Ihr Begleiter ist Nande Junias, der Betreiber von Nande Junias Explorer Tours, der inzwischen als selbständiger Unternehmer Touristentouren in Swakopmund anbietet, ähnlich wie wir sie mit Eckehard unternommen haben. Hätten wir das bloß früher gewusst! Dann wäre vielleicht sogar ein Trommelkurs möglich gewesen und ein Teil des Geldes wäre Projekten zur Förderung der Bildung in den Townships zugute gekommen. Bald sei diese Homepage online: www. mondesafoundation.com. Gegen 22 Uhr wird es endgültig zu kalt. Wir ziehen uns nach backstage in unseren luxuriös gestalteten Umkleideraum zurück.