Samstag 14.7.2018 Windhuk Tag 2

Samstag, 14.7.2018 Windhuk Tag 2

Nachdem wir gestern Abend nicht bis zum Zentrum von Windhuk gekommen waren, starten wir nun nach einem guten Frühstück mit unserem Auto dorthin. Nach kurzer Orientierung steuern wir einen Parkplatz in der Nähe der Sehenswürdigkeiten an. Fleißige Parkplatzwächter lotsen uns sogleich zu einer ihrer Meinung nach gut geeigneten Parkmöglichkeit. Zwar stehen wir ein bisschen grenzwertig in einer Kurve, aber sie sind sich sicher, dass alles OK mit dem Parkplatz ist.  Mit dem Parkwächter, der, wie sich schnell herausstellt, eigentlich Unterparkwächter ist und seinem Chef einigen wir uns auf 50 namibische Dollar. Ich finde es etwas zu teuer, circa 3 Euro. Aber wir sind ja Gutmenschen. Wir machen uns auf den Weg und schlendern bald die Robert Mugabe Avenue und die Independence Avenue und die dortigen Shoppingmalls hoch und runter.

Wir finden einen Uhren- und Schmuckladen. Seit Kapstadt habe ich vergeblich versucht, die Batterie meiner Uhr wechseln zu lassen. Hier habe ich Erfolg. Weiter geht der Rundgang zu den obligatorischen, deutschen, kolonialen Hinterlassenschaften: die Christuskirche, die alte Feste mit dem Reiterdenkmal im Innenhof, die kaiserliche Realschule und das Ludwig-von-Estorff-Haus, das heute der Sitz des Goethe-Instituts ist.

In der Nachbarschaft, unübersehbar, befindet sich der 2014 eröffnete Monumentalbau des Unabhängigkeits-Gedenkmuseums. Vor dem von Nordkorea gebauten Doppelturm blickt die circa 10 Meter hohe Statue des ehemaligen Swapoanführers und ersten Staatspräsidenten, Sam Nujoma väterlich auf uns und seine Untertanen herab. Im Innern werden uns auf mehreren Etagen die Geschichte der Völker in Namibia, die deutsche Kolonialzeit, die Verwaltung durch Südafrika ab 1915, die Auswirkungen der Apartheidpolitik ab 1948 und letztlich die kriegerischen Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit Namibias (1990) beschrieben.

Irgendwann sind wir dann das jahrzehntelange Morden und Schlachten leid, und wir beschließen dennoch, den herrlichen Ausblick von der Dachterrasse zu genießen. Dann machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Auto. Ein weißer Zettel ist schon von Weitem unter unserem Scheibenwischer sichtbar. In der Tat steckt dort ein Stück Papier auf dem handschriftlich mitgeteilt wird, dass wir nur auf gekennzeichneten Stellflächen parken dürfen und unser Platz nicht dazugehört. Wir werden aufgefordert, 200 namibische Dollar Strafe zu zahlen. Unsere Parkwächter sind natürlich auch sofort zur Stelle und nun erzählt uns ein Dritter, dass sie, um uns Scherereien zu ersparen, die polizeiliche Strafe  für uns schon beglichen hätten. Ich werde stutzig. Vorhin hatte man uns erklärt, dieser Parkplatz sei bestens und an dieser Stelle kein Strafzettel zu erwarten. Ich fühle mich verschaukelt und teile ihnen entrüstet mit, dass ich jetzt weder die 200 namibischen Dollar noch die vereinbarten 50 geben werde. Sie sollen sich das Geld gefälligst sonst wohin stecken. Große Aufregung! Andrea versucht es nun diplomatisch. Das Ergebnis ist, dass der Parkwächter ihr die 50 namibischen Dollar, die sie bereits in guter Absicht gezückt hatte, unter leichter Gewaltanwendung entreißt. Leider stehe ich auf der anderen Seite des Autos und bekomme die Situation nicht mit. Wir „flüchten“ uns ins Auto und machen uns aus dem Staub. Eigentlich eine Lappalie. Aber solch ein aggressives Verhalten und dazu noch das Handumdrehen  haben wir bisher auf unseren Reisen noch nicht erlebt. Andrea ist ziemlich fertig. Ich überlege immer noch, was hier eigentlich abgelaufen ist. Wir fahren zu unserem Mietwagenverleiher. Ich schildere unsere Erlebnisse und zeige ihnen den Strafzettel. Es stellt sich heraus: meine Vermutung war richtig. Der Strafzettel ist ein Fake. Es war der ausgeklügelte Versuch, uns um 200 namibische Dollar zu betrügen. Die Autovermietung kennt diese Betrugsmasche noch nicht. Wir müssen noch die Vorräte für die nächsten Tage besorgen. Auf dem Parkplatz des Supermarktes verzichte ich auf die erneut angebotene „Hilfsleistung“ eines Parkwächters. Auf diese namibischen Fachkräfte bin ich nicht mehr gut zu sprechen. Nach dem Einkaufen ist unser Auto noch da, keine Luft abgelassen und auch sonst sind keine „Aufmerksamkeiten“ festzustellen. Wir tanken noch, und dann ist es schon Zeit, sich um eine Essmöglichkeit zu kümmern. Unser Reiseführer empfiehlt uns das NICE Restaurant. Leider sei es wegen Renovierung geschlossen erfahren wir von einer Mitarbeiterin. Sie empfiehlt uns, stattdessen ins Stellenbosch Restaurant zu gehen und reserviert uns dort sogar einen Tisch in der nächsten halben Stunde. Wir machen uns mit der Wegbeschreibung und Navi sofort auf den Weg, um vor 18 Uhr dort zu sein.  Es ist zum Haareraufen. Wir finden es nicht! Entnervt beschließen wir zurück zu fahren, und zum Sundowner wieder in das vertraute Hotel Heinitzburg zu gehen. Traumhaft dort! Wir lassen den Tag bei einem afrikanischen Sonnenuntergang ausklingen.IMG_1698

 

 

 

 

 

 

Freitag 13.7.2018 Windhuk Tag 1

Freitag, 13.7.2018 Windhuk Tag 1

Um halb sieben fahren wir bei Regen zum Flughafen. Bye, bye Llandudno, bye bye Gavin, Lindy, Max und Baby Kitty, du hübsche, rotbraune Katze! Es war eine  viel zu kurze Zeit, die wir mit euch verbracht haben, ihr wart prima Gastgeber, und wir haben den Aufenthalt bei euch sehr genossen, vielen Dank.

Unsere Rucksäcke sind zu schwer, wir müssen fünf Kilo nachzahlen. Okay! Wir starten pünktlich um 10 Uhr, fliegen etwa zwei Stunden und schon taucht braunes, karges, sandiges Land unter den Wolken auf: Namibia. Der internationale Flughafen von Windhuk liegt etwa 40 km außerhalb.

Niemand wartet auf uns – auch nicht von der Autovermietstation, wie ausgemacht. Wir ziehen erst einmal Bargeld und organisieren uns SIM-Karten, damit wir uns bei Bedarf auch telefonisch erreichen können. Der MCR- Mann ist so freundlich und ruft für uns bei der Autovermietung  an: Doch, es sei jemand im Flughafen. Er komme gleich hierher. Tatsächlich, Joe chauffiert uns die 40 Kilometer nach Windhuk in seinem eigenen Auto, wie wir erfahren. Dann bekommen wir das Monstrum erklärt, in dem wir in den nächsten vier Wochen durch Namibia und Botswana kurven werden.

Ich bin von der bedienungstechnischen Informationsflut absolut überfordert. Zum Glück ist der Namibier, der uns mit den Details des Gefährts vertraut macht, total nett, und er spricht zudem  Deutsch. Er lässt nebenbei einfließen, dass er portugiesische und deutsche Vorfahren hat…Vierradantrieb, zwei Tanks, Reifenwechsel, Zeltaufbau, Campingutensilien, Werkzeug, Zu- und Aufschließen diverser Klappen und Stauräume, – Dieter trägt ab jetzt ein schweres Halsband mit mindestens zehn Schlüsseln um den Nacken, das er am besten nie ablegen sollte, denn, wenn die Schlüssel im Auto seien und wir draußen, schließe der Van nach einer Weile automatisch ab, und wir kämen nicht mehr hinein. Dieter nickt tapfer zum Zeichen, dass er verstehe. Ich nicke auch. Zum Schluss wird uns eIne Mappe mit Telefonnummern für den Notfall ausgehändigt, wo wir alles noch einmal nachlesen könnten, und los geht’s. Diesmal mit Automatik, aber vor allem: immer schön links fahren. Es sind noch nicht einmal zwei Kilometer bis zu unserer Pension. Wenig Leute auf den Straßen, der erste Eindruck von Windhuk: abgeschottet. Auch unsere Unterkunft liegt hinter einem großen Schiebetor verborgen, das sich mit einem Transponder öffnen lässt. Uff, das wäre geschafft. Gegen 16:30 Uhr entscheiden wir uns, lieber erst einmal ohne Van zum Essen ins Stadtzentrum zu gehen. Wir laufen die Heinitzburgstraße hinunter – kaum Menschen unterwegs, nur Autos, die ab und zu hupen. Sind das Taxis, die uns mitnehmen wollen? – Parkhäuser, Mauern, über die wir nicht schauen können, manche mit Draht oben – oh je! Und um sechs wird es dunkel werden. Wir kehren um, wir müssen ja nicht gleich ins Zentrum. Gegenüber von uns, auf einem Berg, da war doch so ein bewachtes Nobelhotel, vielleicht bekommen wir dort ja etwas zu essen? Wir passieren die bewachte Parkplatzanlage und steigen die Stufen, mit einladenden Sitzecken und Laternen am Rand zur Hotelterrasse hoch. Volltreffer! Einer von mehreren dienstbeflissenen Kellnern fragt: „Sundowner?“ – „Yes“, und wir werden zu einem der vielen, freien Tische geleitet. Die Küche schließe bei Sonnenuntergang, Kleinigkeiten seien allerdings bis dahin, also bis 18 Uhr, noch zu bekommen. Glück gehabt!

Der Kellner macht mich verzückt auf ihr spezielles Angebot aufmerksam: Glühwein. Glühwein? Ich glaub’ ich spinne! In Deutschland auf’m Weihnachtsmarkt, okay, aber doch nicht hier, in Afrika! Wir bestellen einen kühlen Weißwein, Flammkuchen und den speziellen Heinitzburg-Burger. Wir befinden uns nämlich in dem gleichnamigen Luxushotel, das als „leuchtendes Juwel im Land zwischen zwei Wüsten“ beworben wird, und dessen Weg zu den Toiletten an einem beachtlichen Weinkeller vorbeiführt. Rotgelbgold geht die Sonne über Namibias Hauptstadt unter,IMG_1701 der freundliche Kellner bringt Wolldecken, ich ziehe meine Daunenjacke an, die erste Winternacht in Windhuk kann kommen.