Samstag, 21.7.2018 Aba-Huab-Camp Tag 2

Samstag, 21.7.2018 Aba-Huab-Camp Tag 2

Wir mögen das Camperleben und genießen unser einfaches aber gemütliches Müslifrühstück im Freien.

Der urige Zeltplatz leert sich allmählich, die meisten nutzen ihn nur für eine Nacht als Zwischenstation zum Etoshapark oder in die andere Richtung, nach Swakopmund. Wir werden drei Nächte bleiben. Wir machen uns auf den Weg zu dem Unesco Weltkulturerbe der Felsgravuren von Twyfelfontein.Wir sind kurz vor dem großen Touristenandrang dort und werden noch schnell einer ersten Gruppe von Holländern zugeteilt. Alle müssen hier mit einem Guide gehen, es hat früher schon Verunstaltungen durch Vandalismus gegeben. Unser ist ein junger, sehr hübscher Herero, der in Khorixas zur Schule gegangen ist und sowohl die Sprache der Damara als auch Englisch und Afrikaans spricht. Außerdem versteht er inzwischen ein paar Brocken Deutsch und Holländisch. Obwohl er mindestens 10 mal am Tag Gruppen an den Gravurtafeln vorbeiführt, wirkt er noch engagiert und offen. Glück gehabt! Twyfelfontein bedeutet zweifelhafte Quelle und ein gewisser David Levin hatte mit seiner Familie 1946 sein Häuschen dort errichtet, nachdem sie in einem Eselskarren einer Elefantenherde gefolgt waren und auf die Damaras stießen, die dort in der Nähe dieser Wasserquelle lebten. IMG_2180Jetzt steht dort nur noch eine Ruine. Wir kommen zu den ersten Gravuren.

Sie seien vor etwa 2000 Jahren entstanden, erzählt unser Einheimischer und stellen meist die immer noch hier lebenden Tiere dar, die gefährlichen mit den dazugehörenden Fußspuren anstatt der Füße. Löwen, Giraffen – die wegen ihrer langen, in den Himmel ragenden Hälse als heilig verehrt wurden – Springböcke, Elefanten, Breitmaulnashörner, Spitzmaulnashörner, Warzenschweine, alles deutlich zu erkennen. Auf einem Stein ist eine Art geographische Karte angelegt, auf der Wasserlöcher verzeichnet sind, die den als Nomaden lebenden Buschleuten zur Orientierung dienten. Ab und zu eine Dornakazie in dieser unwegsamen Gegend. In unserer Gruppe sind einige Leute überhaupt nicht gut zu Fuß, schwergewichtig und dazu noch in unpassendem Schuhwerk. Zwei an die Siebzigjährige müssen geradezu über die Felsen gehievt werden. Was die Leute sich zumuten! Dieter und ich nehmen uns vor, wenn wir nicht mehr so können, lieber Urlaub zuhause oder an Deutschlands behinderten- und altersgerechten Promenaden zu machen. Ein Gecko krabbelt flink über das rötliche Gestein.

In einer der häufigen Wartepausen lassen wir uns von unserem Guide fotografieren. Und dann sind die neunzig Minuten auch schon um.

Wir fahren zur nächsten Sehenswürdigkeit: den Orgelpfeifen. Wieder fragt uns ein Wächter, oder war es gar ein Polizist? woher wir kommen, wohin wir wollen,  schreibt unsere Autonummer auf – es fällt uns schon gar nicht mehr auf – und zeigt uns freundlich den Weg, als ob wir ihn nicht auch allein finden würden. Wir sind auch hier nicht die einzigen: Holländer, Franzosen, Südafrikaner, Schweizer und na klar: Deutsche. Diese Orgelpfeifen sind vor über 100 Millionen Jahren entstanden, als Lava in das Schiefergestein eindrang und sich beim Erkalten in diese bizarre Gesteinsformation verwandelte. Ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, an diesem Ort mal ein Orgelkonzert zu geben?

Das wär‘s doch, nur einmal und exklusiv hier an diesem ungewöhnlichen Ort. Wir fahren weiter zum verbrannten Berg. Auch hier drang wieder vor Millionen Jahren Magma ein und entwickelte eine solche Hitze, dass das Gestein verbrannte. Übrig blieben diese dunklen Hügel.

 

Wir haben erst einmal genug gesehen. Fahren zurück, durch diese Geröllwüstenlandschaft und entscheiden uns dann, doch noch ins Damara Living Museum zu gehen. Hier führt uns eine Damarafrau, deren Namen ich mir wegen der verschiedenen Klicklaute in der Sprache weder aufschreiben noch merken kann, durch das Museumsareal. Mit diesen Living Museums soll versucht werden, die Kultur der Damara, nach der heute kaum noch jemand leben kann, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und gleichzeitig die Einheimischen aus der Armut in Brot und Arbeit zu bringen. Ich meine bei unserer Damara eine leichte Alkoholfahne zu riechen. Sie stoppt bei verschiedenen Stationen, wo Damaramänner uns ihre traditionelle Schmiedekunst zeigen, Damarafrauen uns Handwerkskunst präsentieren, wir gehen mit zwei Frauen weiter ins Areal, die zweite erklärt in ihrer urigen Klicksprache die medizinische Wirkung der Mopaneblätter bei Bauchschmerzen, die andere übersetzt ins Englische. Das Ganze erinnert an Mittelaltermärkte mit Schauspielern bei uns. Ich unterbreche die auswendig gelernten Vorträge unserer Museumsführerin, indem ich sie frage, wie alt sie ist und wo sie lebt. Sie ist 32, hat drei Kinder und lebt etwa zwei Kilometer von hier entfernt. Auch ihr „Dorf“ könnten Touristen im Rahmen des „Living Museum“ anschauen. Dieter mag so was nicht, obwohl man natürlich auch damit ein kleines bisschen dazu beitragen würde, sie aus der Armut zu holen. Sie fragt auch mich, ob ich Kinder habe, und ich bemerke ein kleines bisschen Neugierde in ihrem Blick, weg von ihrem Rollentext als Schauspielerin, sie mag meine Haarfarbe. Ich lasse Dieter ein Foto von uns machen.

Ein junger Damara, den ich auf höchstens 16 Jahre schätze, zeigt uns, wie sie früher mit einem Speer gejagt haben. Dieter versucht es auch, der Junge ist deutlich geschickter. Ich frage unsere Guide, wie alt er ist. Sie fragt ihn in ihrer Muttersprache, er kann kein Englisch. Er ist 25. Oh weh! Ein junger Mann von 25 Jahren und spricht nur diese aussterbende Klicksprache! Wir bekommen gezeigt, wie die Damara Feuer machten, und dann werden wir zu einem Spiel eingeladen. Ute, es ist das Spiel, was du uns auf Norderney gezeigt hast: 32 Kuhlen zu acht Reihen in der Erde, pro Kuhle zwei Steinchen, und dann geht es darum, alle Steinchen des Gegners in die eigenen 16 Kuhlen vor sich zu befördern.

Ich bin schon die ganze Zeit auf der Suche nach dem Spiel in Brettform. Die einzige Chance in Swakopmund hatte ich leider verpasst. Zum Abschluss unseres Museumsrundgangs wird uns noch eine Tanz-Gesangs-Trommelvorführung dargeboten.

Alle dort Arbeitenden machen mit, und es ist schön, sie tanzen und singen und trommeln zu sehen. Ich kaufe noch ein paar Armbändchen, dann fahren wir auf unseren Campingplatz zurück. Etwas zu spät steigen wir zum Sonnenuntergang auf den Sandhügel.

Wir lernen Uschi und Peter aus Westfalen kennen, und verabreden uns für morgen zur rechten Zeit am selben Fleck.

Freitag, 20.7.2018 Von Swakopmund nach Twyfelfontein ins Aba-Huab-Camp

Freitag, 20.7.2018 Von Swakopmund nach Twyfelfontein ins Aba-Huab Camp

Wir verlassen Swakopmund gegen 10 Uhr und fahren den Anfang der Skeletonküste  bis kurz nach Henties Bai entlang. Hier sind unzählige Schiffe wegen Nebels an den Felsen zerschellt. Dann geht’s nur noch landeinwärts, ins Damaraland oder wie dieses Gebiet zusammen mit dem Kaokoveld heute politisch korrekt heißt: in die Kunene-Region. Fast drei Stunden lang Fahrt auf Schotterpisten, plötzlich ärmliche verlassene Hütten in der Ödnis, ein Esel mit vorne zusammengebundenen Beinen, ein Schild, auf dem vor Elefanten gewarnt wird, und dann die ersten Stände am Straßenrand.

Steine werden ausgestellt, ohne dass ein Verkäufer in Sicht ist. Dann ein Namibier in einer Pferdekutsche, der eine leere Wasserflasche schwenkt und uns wütend irgendetwas hinterherruft, weil wir nicht angehalten haben. Brauchen die etwa dringend Wasser? Dann eine ganze Sippe, die uns vehement zuwinken, um uns zum Anhalten zu animieren. Frauen in Hererotracht, Kinder sitzen aufgereiht am Boden wie Ware, fertig zum Vermarkten als Fotoobjekte für Touris, sie winken auch. An ihren Ständen wird Handwerkskunst angeboten. Ich lasse die Kamera stecken, wir fahren weiter. Beim nächsten Stand stehen zwei junge Frauen mit einem krabbelnden Kleinkind. Wir halten an. Ich frage, ob ich sie fotografieren darf. Sie macht die Bewegung für Geld und sagt „Money“. Ich sage „yes, how much?“. Sie wollen 50 Dollar, ich sage „twenty“ sie sagt „40“,  ich sage „30“, sie sagt „okay“. Ich schieße das Foto.

Dann machen sie auf die Armbänder aufmerksam. Dasselbe Spielchen um den Preis, ich kaufe eines. Wir sehen einen Mann in einer Pferdekutsche heranfahren. Er bleibt in 20 Metern Abstand stehen und beobachtet den Verkauf. Bevor wir gehen fragen die Frauen nach etwas Essbarem  für das Kind. Wir geben ihnen eine Banane und eine Apfelsine. Wir sind nicht die ersten und einzigen Touristen, denen sie begegnen. Unser schlechtes Gewissen, dass wir nicht schon bei den vorigen Ständen angehalten haben und ihnen Wasser gegeben haben und etwas abgekauft haben, weicht nach der erlebten Handelsprofessionalität dieser höchstens 16-jährigen Hererofrauen. Wir kommen an einem Camp vorbei, das nicht auf unserer Karte verzeichnet ist, das Madisa-Camp, trinken im Schatten einen Kaffee und schmieren uns  Brote. IMG_2103 Es ist eine zum Relaxen einladende Anlage mit Fußbadpool, Massageliegen und in die Felsen gehauenen Sitzecken. Schade, dass wir woanders gebucht haben! Wir sehen eine Affenhorde am Wegrand und Ziegen, bevor wir auf unserem ersten Zeltplatz ankommen. Nun steht die Premiere unseres Dachzeltes an. Es ist wunderbar. Ein leichter Wind weht durch die Netzpanoramafenster, wir haben einen herrlichen Blick auf die uns umgebende Landschaft.

Wer weiß, vielleicht schaut ja ein Elefant vorbei? Der Sternenhimmel, der uns nachts beim Gang zur Toilette umrahmt, ist umwerfend.

Donnerstag 19.7.2018 Swakopmund Tag 3

Donnerstag 19.7.2018 Swakopmund Tag 3

Heute klingelt der Wecker um 6 Uhr. Wir müssen um viertel vor acht in Walvis Bay sein. Dieter hat dort eine halbtägige Dünenfahrt gebucht. Netterweise bekommen wir auch unser Frühstück schon so früh. Dann geht’s los. Es ist noch dunkel. Viel Verkehr auf den Straßen. Pünktlich um halb acht sind wir an der Mole. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen. Es ist richtig schön hier, Restaurants, Katamaranfahrten, Fahrten zu Robbenbänken, zum Walegucken werden angeboten, ein geschäftiges Treiben beginnt gerade.

Schon der Parkwächter macht einen vertrauenserweckenden, freundlichen Eindruck und fragt sogar nach unseren Namen. Warum? Egal! Wir sind die einzigen für diese Tour. Eckehard ist unser Fahrer und Guide. Er spricht deutsch, super! Wir steigen in seinen vierradangetriebenen Jeep ein, Dieter vorn, ich hinten und los geht’s. Eckehard ist Namibianer, sein Großvater mütterlicherseits kam aus einer deutschen Bauernfamilie und erbte nichts, weil er der Jüngste war. Deshalb hat er sich für die deutsche Schutztruppe in Namibia beworben. Er ist sehr früh gestorben. Eckehards Mutter war Friseurin in Windhuk, wo er aufgewachsen und zur deutschen Schule gegangen ist. Wie wohl alle weißen Namibianer spricht er neben Deutsch auch Afrikaans und Englisch. Eigentlich wollte er entweder Rennfahrer oder Jockey werden, zu letzterem war er zu groß, das erstere wurde von seiner Familie nicht akzeptiert, so ging er sozusagen als Kompromiss ein paar Jahre nach München und machte eine Ausbildung zum Pferdefachwirt. 1994 kam er in seine geliebte Heimat, Namibia, zurück und  betrieb einen Reitstall. Das hat er inzwischen aufgegeben. Er hat eine Deutsche aus Rostock geheiratet, die er während ihres Namibia-Urlaubs kennengelernt hat, und sie ist zu ihm nach Namibia ausgewandert. Nun arbeitet er  seit 14 Monaten für diese Agentur als Touristenführer. Und er kennt sich nicht nur mit Pferden aus. Zuerst fährt er uns zur Lagune von Walvis Bay, wo wir bei traumhaftem Fotografierlicht die vielen Flamingos bestaunen können, die hier brüten und leben.

Es gibt zwei Arten, die lachsfarbenen und die größeren, weißen. Sie kommen sich mit dem Futter überhaupt nicht in die Quere, weil die lachsfarbenen Flamingos kleine Krebstiere fressen, was auch zu ihrer Färbung führt, und die weißen sich hauptsächlich von Plankton ernähren. Eckehard zeigt uns Pelikane, Graureiher neben Flamingos, Seidenreiher, Kormorane, es ist nicht nur für die Tiere ein Stückchen notwendiger Lebensraum hier, sondern geradezu ein Paradies für Vogelkundler und einfache Naturfreunde wie uns. Unter südafrikanischer Verwaltung war diese ganze Gegend Naturschutzgebiet. Das wurde nach der Unabhängigkeit wieder aufgehoben, sehr zum Ärger vieler Naturschutzorganisationen, die sich darum bemühen, diesen Status für dieses Feuchtgebiet zurückzugewinnen. Wir kommen an riesigen Salzgewinnungsanlagen vorbei, hauptsächlich für die Industrie, aber auch für die Weiterverarbeitung zu Speisesalz.

Dann geht’s weiter am Strand entlang. Wir halten auf einer Düne, sehen ein Schabrackenschakalpärchen auf der Suche nach Fressen. Eckehard lässt uns aussteigen und will uns weiter unten wieder einsammeln.

Wir ziehen unsere Schuhe aus und schlendern durchs Wasser den Strand entlang. Weit und breit ist niemand zu sehen. Links Sanddünen, ganz schön hoch, rechts rauschen die Wellen heran. Oh, da jetzt reinspringen! Aber wir haben kein Badezeugs dabei, und mit den Füßen ist auch schön.

Eckehard sammelt uns wieder ein. Der Strand wird schmaler und es kommt Wind auf. Wir machen eine Pause, klettern auf die Dünen, von wo aus man herrlich über die Sandwich Bay schauen kann, und dann serviert Eckehard uns ein zweites Frühstück, gefüllte Teigtaschen, Schokoladenkekse, Kaffee und als I-Tüpfelchen ein Glas Sekt.

Jippie, uns geht es guuuuut! Dort hinten, weiter südlich, beginnt irgendwo das Gebiet, wo die Deutschen bei Lüderitz 1908 die ersten Diamanten gefunden haben. Es wurde schnell zum Sperrgebiet erklärt und bis 1913 wurde mit dem Diamantenabbau enormer Reibach gemacht. Im Ersten Weltkrieg wurden die Deutschen von den  Südafrikanern immer weiter nach Norden gedrängt, versuchten an Edelsteinen und Schätzen mitzunehmen, was sie tragen konnten, bis sie 1915 kapitulierten. Nun übernahm Südafrika die Ausbeutung und Unterwerfung Namibias. Heute soll man in das frühere Sperrgebiet wieder fahren dürfen, nur gibt es dort keine Diamanten mehr. Der Wind nimmt zu. Wir fahren weg vom Meer, weiter in die Dünenlandschaft hinein. Eigentlich wollte Eckhard uns hier oben, auf einer der höchsten Sandberge, unser Lunch servieren. Das wäre jetzt windbedingt gar nicht mehr möglich gewesen. Gut gemacht! So genießen wir die Aussicht über die Bucht, über die sich ständig verändernde Landschaft und den aufwirbelnden Sand hindurch lieber durch die  Autofenster. Plötzlich meint Eckehard, er sehe keine Wegschneise, wo er zurückfahren könne. Vor uns ein einziger Dünenkamm. Verdammt, wie kommen wir da rüber? Eckehard versucht es an einer Stelle, indem er ein Stückchen vor fährt, dann zurück, dann wieder vor, etwas mehr Schwung, wieder zurück und dann: Wir stecken fest! Das Chassis hat auf der Dünenkuppe aufgesetzt, die Vorderräder hängen in der Luft! Das darf doch nicht wahr sein! Wir fahren mit einem erfahrenen, ortskundigen Dünenfahrer hier hoch, der sogar andere in diesem Metier schult, und nun stecken wir fest! Zuerst versucht Eckehard allein,  die Lage zu checken, das Chassis freizubuddeln. Dann steigt er wieder ein und versucht über Funk Kontakt zur Mole zu bekommen. Der Sand pfeift ringsherum  um den Jeep. Keiner antwortet an der Station. Dieter und ich binden uns Tücher um den Kopf und helfen buddeln. Dieter soll sich an das Steuer setzen, den Rückwärtsgang einlegen und ich soll mit Eckehard von vorn schieben. Nützt nichts. Weiterbuddeln. Als wir zu erschöpft sind, steigen wir frustriert ein, irgendwann auch Eckehard. Er sieht verzweifelt aus. Er versucht, alles aus dem Jeep herauszuholen, was möglich ist, und wau!, die Vorderräder erreichen Sand, sie wühlen hin und her, sie greifen wieder, wir kommen rückwärts von der Kuppe runter. Boh, Glück gehabt! Das hatten wir nun wirklich nicht erwartet!Von der Aktion gibt es kein Foto, es war zu stürmisch. Sie wird nur uns als Abenteuer mit glücklichem Ausgang auch visuell in Erinnerung bleiben. Nun will Eckehard uns aber noch sein Können demonstrieren. In einer wilden Achterbahnfahrt geht es die Dünen hinauf und hinunter. Mir ist mehr als mulmig, aber unser Guide nimmt alle Dünen mit Bravour.

Plötzlich hält er an und ruft: „Eine Hyäne!“ Das sei etwas absolut Besonderes! Seit über 25 Jahren seien hier keine mehr gesichtet worden. Der Wind lässt allmählich nach. So schnell ändert sich das Wetter hier. Eckehard zeigt uns noch Naras, diese früheren Überlebensfrüchte der Einheimischen.

Und zu guter Letzt posiert noch stolz ein Strauß fürs Foto. Als uns später ein Jeep mit seinem Chef am Steuer begegnet, berichtet Eckehard verzückt  über die Hyäne. Auch der Boss ist sichtlich beeindruckt. Unser Malheur hingegen findet keinerlei Erwähnung. Wir kommen heil und abenteuergesättigt zur Mole zurück, erfahren noch, dass Eckehard vor kurzem einen ehemaligen Spiegel-Chefredakteur mit Kameramann diese Tour gefahren hat. Na denn! Ich freue mich schon auf die Dokumentation im Fernsehen.

Als wir zum Auto zurückkommen, kommt uns ein strahlender Parkwächter entgegen und bietet uns zwei mit afrikanischen Tieren verzierte Makalani- Kugeln an: eine mit der Gravur „Dieter“, die andere mit „Andrea“. Klar kaufen wir ihm die ab.IMG_3777

Er erzählt nebenbei, dass er als Kind bei Deutschen auf einer Farm gelebt hat, und er sich sehr gern daran erinnere, doch dann hätte er zur Schule gehen müssen. Wir sind wieder in Afrika. In Swakopmund nehmen wir endlich das ersehnte Abschiedsbad im Atlantik, seist wunderbar erfrischend und genießenden vorerst letzten Sonnenuntergang an der namibischen Küste.

Mittwoch 18.7.2018 Swakopmund Tag 2

Mittwoch 18.7.2018 Swakopmund Tag 2

Nach dem sächsisch-namibischen Frühstück ziehen wir los, um uns Swakopmund bei Tage anzuschauen. IMG_1898

Wieder gibt es tausend Schilder, Ankündigungen, Gebäude- und Straßennamen auf Deutsch, das haut uns nach Kapstadt und Windhuk schon gar nicht mehr um. Nur die Palmen, die Mauern vor den Häusern und, ach ja, die dunkelhäutigen Menschen, die hier arbeiten, zur Schule gehen, unterwegs sind, doch, wir sind in Afrika!

Wir kommen zum Strand. Das in mehreren Reiseführern empfohlene Tiger Reef- Lokal hat noch zu.

Dahinter die Straße nach Walvis Bay. Die Sonne scheint, wir setzen uns auf eine Bank und winken hinüber, über den Ozean, wo weit hinter dem Horizont Rio de Janeiro liegen muss, wo wir vor drei Jahren waren. Möwen, eine andere Art als wir sie kennen, aber eben auch Möwen, hüpfen am Strand, und wie vielerorts an Ost- oder Nordsee führt auch hier ein langer Steg, hier heißt er Jetty, über das Wasser, und am Ende befindet sich das gleichnamige Restaurant, wo unsere Wirtin heute Abend einen Tisch für uns reserviert hat.

Etwas weiter dann doch wieder Afrika: Ein Straßenmarkt mit afrikanischem Handwerk: „Sorry, wir möchten nur gucken. Nein, sorry, wir kaufen nichts, heute ganz bestimmt noch nicht!“ IMG_1933

Wir kommen zum Leuchtturm, er ist geschlossen. Aber das Museumscafé in der alten Brauereistube – doch, wir sind immer noch in Afrika – hat geöffnet. Wir bestellen zwei Kaffee, leider gerade nicht available, Stromausfall. Na gut, dann eben  Mineralwasser.

Das Heimat- und Naturkundemuseum nebenan hat geöffnet. Es ist das größte seiner Art in ganz Namibia, also nichts wie rein. Dort sind unter anderem all die Tiere, die wir hoffen, demnächst life zu sehen, oder auch, manchen besser niemals wirklich zu begegnen, ausgestellt. Und die Flora und Fauna Namibias, und die verschiedenen Bevölkerungsgruppen…

Nach gut anderthalb Stunden schlendern wir weiter. Es ist inzwischen richtig heiß geworden, und am Strand wird tatsächlich gebadet. Das machen wir morgen auch! Um 19 Uhr gehen wir  im Jetty essen. Zu blöde: Alle anderen waren natürlich rechtzeitig zum Sonnenuntergang da, wir nicht! Das Essen und der Service sind super, etwas zu teuer, aber das war bei der Lage ja auch nicht anders zu erwarten. Wie bisher überall sind die Bedienenden und hinter der Bar Putzenden dunkelhäutig, die Abrechnenden an den Kassen Weiße.

IMG_1941

So ist das hier, und es scheint sich auch in nächster Zukunft  nicht zu ändern.

Dienstag 17.7.2018 Von Sesriem nach Swakopmund

 

Dienstag 17.7.2018 Von Sesriem / Sossusvlei nach Swakopmund

Es ist deutlich wärmer heute und so können wir endlich auf unserer Terrasse frühstücken.

Um 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. 360 km auf Schotterpisten liegen vor uns. Mal sind es breite, afrikanische Autobahnpisten, mal schlängelt sich die Straße in Serpentinen die Berge hoch, aber immer Schotter, Sand. Es staubt, wenn ein Wagen uns entgegenkommt. Dieter fährt die ganze Zeit.

Wahrscheinlich kann er es noch viel schlechter als ich ertragen, Beifahrer zu sein. Wir fahren durch großes, weites Wüstennichts, Namib heißt ursprünglich auch: wo nichts ist, was widerrum nicht stimmt. Wir sehen die ersten Bergzebras.

Sie betrachten uns, wir sie. Schöne Tiere sind das. An anderer Stelle läuft ein fuchsähnliches Tier über die Straße, es ist ein Schwarzrückenschakal. Wir kommen am Vogelfederberg vorbei.

Warum die Felsformation so heißt, will sich uns nicht erschließen, steigen aus, klettern hinauf, weil es fotogen und bizarr aussieht. Gegen halb fünf erreichen wir Walvis Bay und schauen uns schon mal an, wo wir übermorgen eine Dünentour machen werden.Ah, wieder Meer! Die Wellen des Atlantiks rauschen sanft an den Strand, das ist schön und beruhigend, überall auf der Welt. Baden tut niemand. Dann geht’s die letzten 35 km nach Swakopmund, immer am Atlantik entlang.IMG_1894 Links und rechts Sand, rechts Sanddünen, links Sandstrand. Am Ortsausgang eine Ansammlung von kleinen Häuschen. Keine Ferienhäuser sondern eher zu festen Unterkünften umgewandelte ehemalige Slums. Nur ganz vereinzelt sind dazwischen noch notdürftig zusammengehaltene Planen und Bretterbuden zu sehen. Es wird weiter gebaut. Ein Projekt der Regierung? Ein paar Kilometer weiter, purer Strand, noch weiter, Strandhäuser der gehobenen Klasse, die auch zum Kauf angeboten werden. Sieht alles noch unbewohnt und leer aus. Unsere Pension in Swakopmund erreichen wir um 17 Uhr. Am Eingang hängen zwei Flaggen, eine namibische und ist das eine sächsische? Wie überall alles hinter gesicherten Mauern und Zäunen, auch der Parkplatz. Dann werden wir von einer sächselnden Inhaberin begrüßt. Sie erzählt, dass sie vor einem Jahr dieses Gästehaus in Swakopmund eröffnet haben, nachdem sie und ihr Mann mit der Lage ihrer ehemaligen Pension auf Usedom nicht mehr zufrieden waren. Zwei Ostdeutsche vom Fach also, die in Namibia neu gestartet sind. Geschäftstüchtig versucht sie sofort, für uns einen Tisch im Jetty, dem Restaurant mit der exquisitesten Lage am Meer zu reservieren – ist für heute ausgebucht, dann eben morgen. Für heute empfiehlt sie ein Fischrestaurant gleich um die Ecke. Dort ergattert sie den letzten noch freien Tisch für uns. Boh, scheint ja richtig voll hier zu sein! Wir ruhen uns aus. Dieter ist immerhin sechseinhalb Stunden gefahren und auch als Beifahrerin sind die Pistenfahrten anstrengend. Um 19 Uhr machen wir uns auf ins Fischrestaurant. Alle Tische sind besetzt, die meisten von weißen Tourifamilien. Es wird laut auf Deutsch, Englisch, oder Holländisch durcheinander kommuniziert. Unsere strahlende schwarze Bedienung freut sich, mit uns deutsch sprechen zu können. Sie verrät uns auf Nachfrage, warum sie das kann: Ihr Boss ist Deutscher. Und dann meint Dieter, „ du, das ist doch die Sächsin aus unserer Pension“, die dort eifrigst herumwirbelt und vier Tische für eine größere italienische Reisegruppe vorbereitet. Tatsächlich. Sie kommt an unseren Tisch und meint, „Ja, das ist mein Zweitjob“ und dann lüftet sie das Geheimnis: „Mein Mann betreibt dieses Restaurant“. Das Essen ist jedenfalls ausgezeichnet.

Swakopmund in Sachsenhand? Das kann ja lustig werden.