Riverside-Albert Tag 2

6.8.2017 Riverside-Albert Tag 2
Es hat die ganze Nacht geregnet. Zum Glück konnte Marcel bei uns im Zimmer schlafen und musste nicht in ein Zelt. Wir sind die Letzten beim Frühstück, warum soll man bei Regen früh aufstehen? Annie hat leckeres, selbstgebackenes Brot auf den Tisch gestellt, es gibt Kaffee, Marmelade, Ziegenfrischkäse, und wir können uns selbstverständlich Besteck, Teller und Becher nehmen. Der Berner Sennenhund, der Königspudel und die Neufundländermischung liegen friedlich auf dem Küchenfußboden, ich habe keine Angst mehr vor ihnen. 2017-08-07_kanada-6Dominik setzt sich zu uns und erzählt, dass sie dieses Haus geerbt haben, es immer was zu reparieren und zu renovieren gibt – ach was – und dass er nebenbei an der Straße gegenüber eine seltsame Spezialität zu verkaufen versucht: Eis mit Bacon. Er hat uns ein Bild seiner Kreation gezeigt, sieht gut aus, aber ich kann nicht sagen, dass mir danach das Wasser im Munde zusammenläuft. Es regnet immer noch, aber nachmittags soll es besser werden. Wir beschließen, zuerst zu den Hopewell Rocks zu fahren, ein Ort, an dem es den höchsten Tidenhub der Welt gibt. Mit vielen anderen Touris aus allen Kontinenten laufen wir, nachdem wir Eintritt bezahlt haben, den Weg zu den Aussichtspunkten hinunter. Es ist gerade Flut, wir sehen von Wasser umspülte Felsenspitzen aus dem Meer ragen. Nach sechs Stunden soll man dort unten gemütlich spazieren gehen können, bis zu 18 Metern könne hier der Wasserstandsunterschied von Ebbe und Flut betragen, heißt es in einem Prospekt. Wir wollen hier nicht sechs Stunden verweilen, sondern lieber abends noch einmal wiederkommen.

Dazu müssen wir zum Glück nicht doppelt bezahlen, prima! Wir fahren in das etwa 40 km entfernte Touristenörtchen Alma. Es hat inzwischen aufgehört zu regnen, ist zwar noch neblig, aber langsam schiebt sich die Sonne durch. An jeder Ecke wird Lobster angeboten. Alma ist die kanadische Lobsterstadt schlechthin, alle Hotels und B&Bs sind Monate im Voraus ausgebucht. Wir gehen zu Almas “Lobster Shop, eat in or take out” und kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wie bei uns in Imbissstuben Pommes mit Ketchup wird hier Hummer angeboten, zum Mitnehmen und als Picknick zu verspeisen, zum Selbstzubereiten oder zum Verzehr im Restaurant. Wir suchen uns ein Plätzchen in der Lobsterbude, Dieter und Marcel gehen die für uns richtige Größe aussuchen, und ich schaue mir schon mal an, wie die Leute um mich herum die Tiere verspeisen. Das Werkzeug wird also mitgeliefert, es gibt ein Waschbecken, wo man sich hinterher mit Seife die Hände wäscht. Mein Gott, was sind das für Oschies, an denen die Leute herumwerkeln! Ich habe noch nie so große und vor allem so viele Hummer auf einmal gesehen! Dann kommt unser Essen, und wir machen es wie alle.

Es ist einfach köstlich! Wir erinnern uns, dass wir vor sieben Jahren zusammen in Kuba waren, und es dort auch Hummerfilet gegeben hatte. Davon hatte ich damals einen Eiweißschock bekommen. Wir werden also vorsichtig sein, und nicht zu viel auf einmal von dem edlen Fleisch essen. Inzwischen scheint die Sonne, und wir machen einen Mittags-und Verdauungsschlaf am Strand. Urlaub! Gegen halb fünf machen wir uns auf und fahren zum zweiten Mal Richtung Hopewell Rocks, um dort die Ebbe zu erleben. Marcel meint ein leichtes Magengrummeln zu verspüren und lässt sich lieber bei unserer Unterkunft absetzen. Wieder sind viele Touris zugegen, um sich dieses Naturschauspiel anzuschauen. Boh, das ist ja irre! Da unten, wo heute morgen nur Wasser war, aus dem die Spitzen von Felsen noch relativ unspektakulär hervorragten, stehen jetzt haushohe versteinerte Dinosaurier, die geradezu aus dem Meeresboden zu wachsen scheinen, und dazwischen wuseln winzige Menschlein umher. Eine bizarre Kulisse für jeden Science-Fiction-Film. Und ganz hinten das Meer. Man kann allerdings nicht wie bei uns am Nordseestrand barfuß laufen, der Boden ist steinig, meist Granit, und schlammig. Wir sind beeindruckt.

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