Neufundland Tag 2, Saint John’s Tag 2

15.8.2017 Saint John’s Tag 2
Wir sind ganz allein in diesem Haus. Auch zum Frühstück hat sich unsere Gastgeberin noch nicht blicken lassen. Macht nichts, wir machen uns einfach Wasser für Tee heiß, Brot haben wir noch, Melone und O-Saft auch, und setzen uns auf die kleine Terrasse, die von der Küche abgeht. Erst gegen halb elf sind wir fertig. Wir fahren durch Saint John’s, kommen wieder an den typischen kanadischen bunten und gepflegten Holzhäusern vorbei und landen am Quidi Vidi, einem hübschen Hafen, der von scharfkantigen Felsen umsäumt ist, und von wo aus der Weg zum Signal Hill, dem Hausberg von Saint John’s mit dem Cabot Tower auf der Spitze, losgeht.

Es fängt gleich mit einer steilen Straße an, dann erreichen wir Tafeln, auf denen verschiedene Wege vorgeschlagen werden. Wir wollen den Rundweg nehmen, den “längsten, schönsten und anspruchsvollsten”, wie uns ein Deutscher, dem wir zuvor begegnet sind, versichert hat, und der es wissen muss, weil er hier lebt und arbeitet. Zügig steigen wir hinauf. Manchmal werden wir von Joggern jeden Alters überholt. Wir staunen nicht schlecht. Die laufen hier doch tatsächlich die Steigungen, häufig sind es gut ausgebaute Holztreppen, hoch. Es scheint sich bei dem Weg um einen beliebten Fitnessparcour der Einwohner von Saint John’s zu handeln.

Nach etwa einer Stunde sind wir oben am steinernen Cabot Tower und werden von einem enormen Knall erschreckt. Da wurde gerade – genau rechtzeitig zu unserer Ankunft – eine Kanone gezündet. Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen! Im Turm gibt es eine Ausstellung über Guglielmo Marconi, und wie er hier 1901 das erste transatlantische Radiosignal empfing. Kostenloses WiFi wird heute allerdings  trotzdem nicht angeboten. Wir steigen wieder ein paar gut ausgebaute Stufen hinunter zu den Felsvorsprüngen.
Von dort haben wir einen traumhaften Ausblick über die Narrows, die schmale Kanaleinfahrt zum Hafen, nach Saint John’s hinüber, wo gerade ein Feuerschiff und ein Ausflugsboot an uns vorbei und aufs Meer hinausfahren. Und wieder hat der kanadische Staat an mehreren Stellen die roten Stühle aufstellen lassen, in denen nicht nur wir so gern verweilen.

Abermals steigen wir auf der anderen Seite des Berges hunderte von Stufen, diesmal hinunter. Einmal wird der Weg entlang der Steilküste so schmal, dass man sich an einer Kette festhalten kann – ich brauche das heute nicht, fühle mich stabil und trittsicher. Irgendwann landen wir auf einer Straße, kommen am Johnson Geo Centre vorbei und wandern durch den gleichnamigen Park zu unserem Auto nach Quidi Vidi zurück. Insgesamt waren wir drei Stunden unterwegs. Wir beschließen, zum Mittagessen noch einmal zu dem Restaurant zu fahren, von wo aus wir gestern so viele Wale gesehen haben. Vorher machen wir noch einen Abstecher zum Cape Spear, dem östlichsten Zipfel des amerikanischen Kontinents. Ein Must-have-seen, wenn man denn schon mal hier ist. Wieder ein Leuchtturm, nein, sogar zwei, ein alter, aus viktorianischer Zeit und ein neuer, der noch in Betrieb ist. Ein Informationszentrum, ein Souvenirladen – es ist inzwischen halb drei, wir haben noch nichts gegessen – ich wünsche mir eine eisgekühlte Cola. Gibt es nicht, nur Wasser. Na gut!

In dem malerischen Fischerdorf, Petty Harbour, kommen wir an einem Restaurant vorbei. Wie gern würden wir dort etwas essen! Doch es ist voll. Warten kommt nicht in Frage. Es soll also doch wieder das Irish Loop Drive  in Ferryland sein. Die Fahrt dorthin kommt uns heute sehr lang vor, gestern ging es doch viel schneller! Endlich, so gegen halb fünf, sind wir wieder in Bernard Kavanagh’s “Million Dollar View”- Restaurant, genießen gekühlte Pepsis, seine vorzüglichen Fish and Chips, und hervorragendes Softeis zum Nachtisch. Walegucken von diesem Fleckchen Erde aus ist nicht nur ein “Million Dollar View” sondern schlicht umwerfend.2017-08-15_kanada-23

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