Riverside-Albert Tag 4

8.8.2017 Riverside-Albert Tag 4
Wir wussten, dass es heute regnen würde. Beim Frühstück ist es grau und bewölkt und deutlich kühler als gestern. Gegen halb zwölf brechen wir auf zum Fundy Trail Park. Dort soll man unter anderem mit dem Auto 13 Kilometer lang von einem Aussichtspunkt zum nächsten fahren können. Wir bezahlen 8,50 CAD pro Person und sind drin. Trotz leichten Nieselregens können wir weit über die Fundy Bay blicken. Es ist ziemlich leer hier an einem ganz normalen Dienstag. Ob das wohl immer so ist? Dieter meint, dass es bei Sonnenschein und am Wochenende hier boomen würde. Na hoffentlich! Es ist schließlich eine großartige Idee, allen Menschen einen Zugang zu ansonsten unberührter Natur mit grandiosen Ausblicken, häufig sogar barrierefrei, zu ermöglichen. Wir halten an den Grabstätten der ersten Siedlerfamilien aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die es hier mit dem Bau von Schiffen zu Wohlstand gebracht haben. Schön, dass auch die Frauen hier alt geworden sind und geehrt werden! Im Informationszentrum des Parks, der im übrigen nicht zum Fundy Nationalpark gehört (deshalb auch die Eintrittsgebühren), werden wir freudigst begrüßt und gefragt, wo wir denn herkämen. Als wir Deutschland sagen, staunen sie. “From so far away!”

Wir haben bisher tatsächlich erst eine deutsche Familie gesehen, bei den Hopewell Rocks, wir sind hier also eine besondere Spezie. Wir werden sogleich eingeladen, uns einen Videofilm über den Park anzuschauen. Mit vier anderen Touris lassen wir uns das, was wir vor der Tür live sehen, noch einmal als Film mit Musik unterlegt, vorführen. Auf dem Trail gibt es etwa zehn ausgewiesene Viewpoints. Wir machen Halt am “Long Beach”, einem schönen Strand, an dem überdachte und freistehende Picknicktische zum Verweilen einladen. Doch heute herrscht eine gähnende Leere.

Am Ende des Trails gibt es einen Fußweg von etwa 700 Metern zu einem Wasserfall. Den wollen wir nehmen. Es geht allerdings gleich steil abwärts, der Regen hat zugenommen, die Gefahr, dass wir ausrutschen, ist zu groß. Wir lassen es. Gegen halb fünf verlassen wir den Fundy Trail Park, passieren noch einmal den kleinen, beschaulichen Hafen von Saint Martins mit seinem dazugehörenden einladenden Lobsterrestaurant, widerstehen der Versuchung, dort einzukehren und fahren stattdessen die 60 Kilometer nach Saint John weiter, Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum von Brunswick, mit etwa 125000 Einwohnern. Morgen wird Marcel von hier aus nach Toronto fliegen und allein weiterreisen. Gleich zu Beginn kommen wir am riesigen Irving-Öl-und-Gaskonzern mit seinen unvermeidlich dampfenden Schloten vorbei.

Wir essen in einer urigen Steakhauskneipe, uns ist nach dem vielen Lobster der vergangenen Tage zur Abwechslung mal nach Fleisch. Unten laufen zwei Fernseher, in dem einen Baseball, – ein Spiel dessen komplizierte Regeln ich bis heute nicht verstehe, obwohl Marcel es mal zwei Jahre lang ausprobiert hat, – auf dem anderen Tennis. In der hinteren Ecke ist ein Tisch frei, doch leider tropft Wasser durch die Decke. Im oberen Stockwerk ist das eigentliche Speiselokal. Wir entscheiden uns, unten zu bleiben und warten, bis uns ein Tisch zugeteilt wird. Die Steaks sind ausgezeichnet.

Wir schauen uns noch an, wo Marcels Bus morgen ankommen wird und machen uns gegen 19 Uhr auf nach Moncton. Dort wohnt eine Freundin von Marcel, die er vor drei Jahren auf seiner Weltreise in Australien kennengelernt hat, und wo er sich um 20:50 Uhr in einer Neubausiedlung absetzen lässt. 2017-08-08_kanada-15Tschüss, Marcel, jetzt wirst du wieder Abenteuer auf eigene Faust erleben. Wir wissen inzwischen: du kannst das! War schön mit dir!

Veröffentlicht unter Kanada